Bericht von Maximilian – Teil 3
3. Woche: Auch am Sonntag durfte ich wieder einer wichtigen Zeremonie beiwohnen. Dieses Mal wurde das 75-jährige Bestehung der Pfarrgemeinde in “Kishambia“ gefeiert. Politik und Kirche sind in den ländlichen Gegenden eng verknüpft und so erschien auch zu dieser Feier ein anscheinend wichtiger Minister samt Delegation. Die in edlem Anzug gekleidete, mit Rolex, Omega, Ray-Ban und Blackberry ausgestattete Delegation samt Alphatier könnte keinen größeren Kontrast zu der buntgekleideten Bevölkerung setzen, die in der kochenden Hitze auf dem Matschboden sitzen musste. Der Minister ist mir auf Anhieb unsympathisch und ich kann nicht anders als an die grassierende Korruption in Afrikas Politik und die extrem ungleichen Einkommensverhältnisse zu denken. Da ich wie so häufig der einzige Weiße auf der Veranstaltung war, wurde ich zu den Ministern in die Loge gesetzt und von den Moderatoren vorgestellt. Auch dieses exklusiv-behandelt-werden entwickelt sich zur Routine, und wenn man dadurch bei der Essensausgabe unter den ersten ist und im Schatten sitzen kann, stört es nicht weiter.
Auf dem Rückweg hatte ich ein Streitgespräch mit dem Pfarrer unseres Konvents, der mich zu der Feier begleitet hat. Es hat mich interessiert, was die afrikanische Kirche vor Ort über Homosexualität und die Verwendung von Kondomen denkt. Meine Hoffnung auf eine liberal gesinnte Antwort wurde jedoch schnell zunichte gemacht. Da sich die Schwestern und der Pfarrer selbst speziell um AIDS-Waisen kümmern, habe ich zumindest bei diesem Thema auf eine abweichende Meinung der päpstlichen Doktrin gehofft. Doch zu meiner Überraschung denken die afrikanischen Geistlichen ebenso wie Rom und ich sah mich außer Stande, die in sich geschlossene religiöse Argumentation zu knacken. Doch wenn es nicht um Grundsatzdiskussionen geht verstehe ich mit dem Pfarrer sehr gut und er hat mir einen Mechaniker aus Bukoba vorgestellt, der mir bei der Auswahl des Motorrads (Pikipiki) geholfen hat. Der Pfarrer selbst ist selber leidenschaftlicher Motorrad-Fahrer und hat mich auf eine Tour mitgenommen. Es gibt wirklich nichts Schöneres als mit Gottes Beistand durch die wundervolle Natur Afrikas zu jagen !
Am Montag habe ich Sister Adela mit der Auslieferung der Seife an ein Krankenhaus und 3 kleine Einzelstückläden geholfen. Auch den Rest der Woche habe ich in der Seifen-Produktion geholfen, die einzelnen Arbeitsschritte der Herstellung dokumentiert und dazu Fotos geschossen. Zudem bin ich dabei die Produktionsstätte zu vermessen und versuche dies graphisch gut darzustellen, was einiges an Zeit und Nerven kostet.
Abgesehen davon herrscht hier keine vergleichbare Weihnachtsstimmung wie in Deutschland und der Kaufrausch fällt für die überwiegende Mehrheit der Afrikaner aufgrund von finanziellen Engpässen aus. Es gibt auch keine Adventskalender oder Weihnachtskränze, die die vorweihnachtliche Stimmung generieren könnten und von Schnee müssen wir bei mindestens 26 Grad afrikanischen Sonnenscheins gar nicht erst reden. Allerdings ist für die hiesigen Afrikaner nicht am 24, sondern am 25. Dezember das eigentliche Weihnachtsfest. Natürliche wird es trotzdem in großem Rahmen gefeiert, die Familien finden sich zusammen und es gibt von Samstag auf Sonntag Nacht einen langen Mitternachtsgottesdienst. Für weniger routinierte Kirchgänger wie mich bleibt dann zum Glück immer noch der Ersatzgottesdienst nächsten Morgen. Ich werde dann im nächsten Blog mit Bildern ausführlich über die afrikanischen Festlichkeiten berichten!
Weitere aktuelle Informationen und weitere Bilder und Beiträge, finden Sie auf dem Blog von Maximilian.