Bericht von Maximilian - Teil 9
9. Woche: Streifzug durch die Schlagzeilen Ost-Afrikas
Ich lese hier vor Ort immer den „East African“, eine Zeitung, die vom Niveau der unsrigen SZ nahekommt. Ich muss gestehen, dass das Verfolgen der hiesigen Nachrichten viel spannender ist als unsere Themen, denn es geht hier um Korruption, Auslieferungen, Massenproteste, Krieg und kuriose Anschuldigungen gegen Politiker, bei denen in Deutschland schon längst der Rücktritt fällig wäre.
Uganda: Der aktuelle Präsident Musevini wird beschuldigt, die staatliche Bank von Uganda beauftragt zu haben, extra Geld zu drucken, um seinen Wahlkampf zu finanzieren. Dies wird als einer der Gründe für die aktuelle Inflation angesehen. Zudem laufen gerade gegen 4 der potentiellen Kandidaten für die nächste Wahl Verfahren durch den Internationalen Strafgerichtshof. Natürlich bleibt die Frage, Inwiefern überhaupt von Wahlen gesprochen werden kann, wenn die Partei des gerade amtierenden Präsidenten bereits seit 26 Jahren durchgehend an der Macht ist.
Burundi: Vor 2 Wochen wurde der Politiker Alexis Siunduhije, der der Oppositionspartei in Burundi angehört, auf dem Flughafen in Dar Es Salaam, Tansania, verhaftet. Der burundische Geheimdienst hatte tansanianische Behörden in 3 vertraulichen Briefen beauftragt, den in Burundi wegen mehrfachen Mordes angeklagten Verdächtigen in Gewahrsam zu nehmen und an sein Heimatland auszuliefern. Nach der Verhaftung kamen starke Zweifel an der Stichhaltigkeit der Anklagen auf und da man in Burundi auf keine gerechte Gerichtsverhandlung hoffen kann, wird er vorerst nicht an sein Heimatland ausgeliefert.
Sinduhije hatte früher selber Artikel im „East African“ veröffentlicht, in denen er die regelmäßigen Menschenrechtsverletzungen in Burundi anprangerte. Er ist schon einigen Anschlägen auf sein Leben unverletzt entkommen und seine Radiostation ist regelmäßig anonymen Gewalt-Drohungen ausgesetzt. Dass laut Rotem Kreuz und anderen NGOs in Burundi letztes Jahr über 300 Oppositionspolitiker ohne Gerichtsverfahren exekutiert wurden, sagt genügend über die Integrität von Burundis Regierung aus.
Rwanda: In diesem Land ist man teilweise noch immer mit der Aufarbeitung des Genozides von 1994 beschäftigt. Die Rwanda-Französische Beziehung war auf Eis gelegt, da ein investigativer Report von französischen Staatsanwälten den aktuellen Präsidenten Kagame beschuldigt, in den Genozid mitverwickelt gewesen zu sein. Allerdings wird auch Frankreich angeprangert, den Genozid mitfinanziert zu haben und hat sich nie (noch die anderen die damals vor Ort stationierten Truppen aus Belgien, USA und den UN) dafür entschuldigt, das Massen-Töten verhindert zu haben. Dieses Jahr war das erste Mal, dass ein rwandischer Präsident Frankreich besucht hat und es hängt viel vom nächsten Präsidenten Frankreichs und vom Ergebnis des Trévidic-Reportes ab, wie sich die Rwandisch-Französische Beziehung entwickeln wird.
Umsetzung des Schrankes und Friseurbesuch
Vor ungefähr einem Monat ist mir bei dem Besuch der Seifenproduktion aufgefallen, dass der Stauraum die für die Seifen-Produktion notwendigen Materialien extrem platzaufwendig gelagert waren. Kisten, Werkzeug und fertiggestellte Seifen stapelten sich ungeordnet auf dem Boden. Meine Idee, den Stauplatz durch den Bau eines Schrankes zu optimieren, fand bei den Schwestern und meiner Organisation Unterstützung und so wurde der Bau in Auftrag gegeben. Idealerweise konnte der der Schrank von der hauseigenen Schreinerei der Schwestern hergestellt werden und so profitierten zum Nutzen Aller 2 Projekte zugleich.
Friseur
Diese Woche ging ich zudem zu einem Friseur im Nachbarort und es versteht sich von selbst, dass Service und Qualität ein wenig von unseren Erwartungen in abweichen. Der Laden besteht aus einer kleinen Hütte mit 2 Stühlen und einem Spiegel und zur Ausstattung des Friseurs gehörte nur ein Rasierapparat mit verschiedenen Aufsätzen. Scheren werden nicht benötigt, da die allermeisten Afrikaner ihre Haare so kurz wie möglich lassen und so hatte der Friseur mit meinen (für die hiesigen Verhältnisse) sehr langen Haaren ordentlich zu kämpfen. Natürlich fand dies die Belustigung des halben Dorfes und es war das erste Mal in meinem Leben, dass Menschen ein so großes Interesse an meinem Haarschnitt zeigten.
Weitere aktuelle Informationen und weitere Bilder und Beiträge, finden Sie auf dem Blog von Maximilian.