Bericht von Maximilian – Teil 4

4. Woche: Direkt neben dem Konvent der Schwestern, ca. 200m entfernt, liegt das kleine Dorf „Kibengwe“. Eigentlich ist es nicht mehr als eine kleine Ansammlung von kleinen Hütten und winzigen Shops, die alle dasselbe verkaufen. Auf dem Weg hindurch wurde ich sofort von den Leuten angesprochen und herzlichst zu einem Glas Schnaps eingeladen. Nachdem man sich einander vorgestellt und über FC Bayern (!) geschwärmt hat, ging das Thema allmählich auf die tanzanianische Politik und dessen Präsidenten, Kikwete, über. Es hat mich nicht überrascht, dass keiner viel von ihm hält, da die Probleme sind immer dieselben sind: Korruption, ungleiche Einkommensverhältnisse, das Fortbestehen einer reichen, kleinen, aber dominierenden Minderheit, die das Geld für sich alleine einsackt. So öffnen jene Afrikaner, die am unteren Ende der Einkommensskale stehen, an Weihnachten um 12 Uhr mittags ihren ersten Schnaps.  Davon kann man halten was man will, aber die meisten sind hart arbeitende Leute, die am Ende des Tages kaum Geld übrig haben, da das erwirtschaftete Kapital zum Großteil in die Nahrungsbeschaffung fließt. Dabei brauchen sie das extra Geld, um ihre Kinder auf die Schule zu schicken. Hierbei fehlt dann das Geld für die Schulmaterialien oder einfach das Fahrrad für den Schulweg und obwohl die Einschulungsrate in Tanzania bei 85% liegt, schaffen nur 5% der Kinder einen Abschluss auf der Weiterführenden Schule. Das liegt einerseits daran, dass die öffentlichen Schulen teilweise sehr schlecht sind und die Kinder dadurch nicht die erforderlichen nationalen Tests bestehen, beziehungsweise nicht die erforderlichen Englisch-Kenntnisse vermittelt bekommen, die für die höhere Schulbildung gefordert werden. Unter diesen 5% der Absolventen sind dann die überwiegende Mehrheit Jungen, da Mädchen häufig zu Hause behalten werden um ihre Mutter in der Haus und Feldarbeit zu unterstützen.

Diese Woche fing ich an, von dem auf dem Konvent arbeitenden Massai Lionel Kampfunterricht zu nehmen. Die Massai sind nomadisierende Viehhierten, die sich dem Wandel aktiv entgegenstellen, eine eigene Sprache sprechen und noch heute so wie seit Jahrhunderten leben. Im Mittelpunkt ihrer Kultur steht für sie das heilige Vieh, welches viele ihrer Bedarfsgüter liefert: Milch, Blut und Fleisch für ihre Ernährung, Häute und Felle für die Kleidung. Bis vor 10 Jahren lebten die Massai ausschließlich unter sich in ihren Stämmen, abgesondert von dem Rest der Gesellschaft. Mittlerweile jedoch arbeiten einige als Nachtwächter um Geld zu verdienen. Es sind gefürchtete Krieger, und  Diebe sowie Einbrecher machen einen großen Bogen um die von Massai bewachten Häuser. Die Massai benötigen sehr wenig Schlaf und arbeiten die Nacht durch, schlafen am Vormittag und kümmern sich am Nachmittag um die Kühe. Lionel zeigte mir am ersten Tag die Strecke um da Haus, welche er in der Nacht abläuft und im Anschluss übten wir Speerwerfen. Er ist ein überragend guter Schütze und kann auf eine Entfernung von über 25m einen winzigen Baumstumpf sicher durchbohren.

Zudem baute ich im Innenhof des Konvents die Slackline auf und ließ es die Kinder ausprobieren. Ich war überrascht, um wie viel sicherer sie sich als meine Freunde in Deutschland sich anstellten (Nichts für Ungut) und es schon nach einigen Versuchen schafften, ganz über das Seil zu laufen. Außerdem habe ich meinen Verdruss über die afrikanische Küche Abhilfe getan und Spaghetti mit Tomatensauce gekocht. Es hat gut getan, mal was Gewohntes zu essen, auch wenn sich die Zwiebeln mit dem beißendem Rauch des Feuers vereinten und ordentlich meine Tränendrüsen betätigt haben.

Am Mittwoch veranstaltete ich meinen ersten Homekino-Abend in kleiner Runde. Die Zuschauer waren Waisen, die während der Schulferien bei den Schwestern auf dem Konvent wohnen und ich war froh, dass ihnen der Film „Ice Age“ gefallen hat. Obwohl ich den Film in Englisch mit Untertiteln gewählt habe, wurde schnell klar, dass ihre Englischkenntnisse nicht für das Verständnis der Dialoge ausreicht. So habe ich mit diesem Kinder-Trick-Film die richtige Wahl getroffen, da viele Szenen auch ohne das Begreifen der Handlung lustig, traurig und spannend sind.

In der Freizeit mache ich mit dem Mofa regelmäßig Ausflüge in die freie Landschaft über Trampelpfade, welche ein wahrer Traum für Freerider sind, sei es per Motorrad oder Mountainbike ! Letztens kam ich während einer Pause mit einem Bauern ins Gespräch, der in der Nähe des Konvents auf einer Anhöhe wohnt. Er lud mich zu sich zu Hause ein und zeigte mir sein Grundstück, auf welchem er alles von Kaffee-Bohnen, Bananen, Avokados bis hin zur Schnapsbrennerei über einem kleinen Bach (siehe Fotos !) selber anbaut und produziert.

 

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