Bericht von Maximilian - Teil 8

8. Woche: Secondary-School und Selbstjustiz

Obwohl Mwanza eine sehr große Stadt ist, gibt es überraschend wenige Sehenswürdigkeiten. Doch war dies nicht weiter störend,  da ich die letzte Woche eine leichte Magenverstimmung hatte und daher wenig unternehmenslustig war. Ich bekam von den Schwestern ein Zimmer auf dem Gelände einer Boarding-School und erlebte am Tag meiner Ankunft die Eröffnungszeremonie einer Secondary-School. Die zukünftigen Schülerinnen der Schule imitierten eine Art Militärshow und im Anschluss ging der Bischof von Mwanza durch die einzelnen Räume und weihte  Schule mit Weihwasser ein. Da es die nächsten Tage nicht viel zu tun gab, nützte die Zeit um mich mit den Medizin-Studentinnen aus Finnland zu treffen, die ich schon in Bukoba getroffen hatte. Wir gingen in einem teuren „weißen“ Lokalen zu essen, da ich nichts sehnlicher Wünschte, als eine leckere Pizza zwischen die Zähne zu bekommen.

Ich machte zudem die Bekanntschaft von einer amerikanischen Lehrerin, Alice,  mit der ich gemeinsam Essen ging (Ich nützte wirklich jede Gelegenheit um was Gutes zu essen). Sie erzählte mir, dass sie am Tag zuvor mit ihren Schülern einen Ausflug ins Schwimmbad gemacht hatte und als sie an einem Park in der Nähe des Flughafens vorbeifuhren, musste sie Selbstjustiz der grausamsten Art miterleben: Eine Menschenmenge übergoss einen Mann mit Benzin um ihn anschließend am hellichten Tag zu verbrennen. Zu Alices Entsetzen war dieses Vorgehen für die Kinder anscheinend nichts Neues und der Fahrer erklärte ihr das Geschehen. Der Mann wurde des Diebstahls bezichtigt, und falls man ihn der Polizei übergeben wollte, müsse man eine Bestechungsgebühr zahlen. Der Menschenmenge war dies zu viel Bürokratie und man befürchtete, dass der Dieb vor seiner Verurteilung entwischen könne.

Memory-Book

Zurück in Bukoba konnte ich mich endlich mit den Schwestern zusammensetzen um die Umsetzung des Memory-Books zu besprechen. Die Resonanz war erfreulicherweise sehr positiv! Wer bin Ich ? Was ist mein Zuhause ? Dies sind die Fragen, mit denen sich AIDS-Waisen häufig auseinandersetzen müssen. Das Memory-Book hilft den Kindern nicht nur sich an ihre Eltern zu erinnern, sondern sie erfahren, dass sie einst eine Familie hatten, die sie geliebt hat.

Die einfachste (und günstigste) Methode besteht darin, dass die Eltern ihren Kindern eine Art Buch schreiben, in dem sie Besonderheiten des Familienlebens, mit dem Kind verknüpfte Geschichten oder Lieder niederschreiben. Zudem können in einer Box Gegenstände aufbewahrt werden, die die Kinder an ihr vergangenes Familienleben erinnern. Schon sehr einfache Dinge wie eine Kette oder ein Foto können Erinnerungen wach halten.

Wie bringt man das Memory-Book an den Mann ?

Es ist vorgesehen, dass die Schwestern ein Seminar abhalten, in dem sie erkrankte Eltern einladen, um sie über das Memory-Book zu informieren. Sr. Gaudentia, die die Schreinerei leitet, hat den besten Kontakt zu den Village-Leaders und den Eltern und wir versuchen, ca. 20 Eltern in einem Seminar zu versammeln.

Doch die Schwestern haben auch Kinder in ihren Projekten, die schon beide Elternteile verloren haben und dieser Verlust ist für die Waisen natürlich ein Thema, über welches sie nur schwer reden können Für diese Kinder haben werden wir ebenfalls ein Seminar abhalten, in dem wir sie darauf vorbereiten, sich mit diesem existentiellen Thema auseinandersetzen. In einem zweiten Schritt sollen dann die Kinder ihr eigenes Memory-Book schreiben und es gegebenenfalls mit Bildern oder Zeichnungen ergänzen.

Dankeschön !

Ich möchte mich bei allen bedanken, die regelmäßig meinen Blog lesen um meine Arbeit und Erlebnisse mitzuverfolgen. Der Blog hatte nun insgesamt über 1000 Aufrufe und ich freu mich, dass die Berichte auf so viel Anklang treffen!

Weitere aktuelle Informationen und weitere Bilder und Beiträge, finden Sie auf dem Blog von Maximilian.