Die Corona-Pandemie hält die Welt in Atem und hat sich nicht nur in Europa, den USA und China, sondern auch in Afrika und damit auch Tansania ausgebreitet. Wir halten weiterhin, insbesondere auch in dieser schwierigen Lage, einen engen Kontakt zu den vor Ort tätigen Theresienschwestern und versuchen, aktuelle Informationen zur Lage und insbesondere Betroffenheit der von uns unterstützen Kinder zu erhalten. Die Theresienschwestern mussten ebenfalls im März 2020, aufgrund eines Beschlusses der Regierung in Tansania, den Unterricht für Schüler in ihrem Gebiet einstellen. Zum Redaktionsschluss waren die Schulen noch nicht wieder geöffnet.
Weiterhin keine aktuellen Zahlen aus Tansania
Für das Festland hat die Regierung seit dem 29. April keine Zahlen mehr veröffentlicht. Es muss davon ausgegangen werden, dass sich das Coronavirus landesweit verbreitet hat. In Berichten und sozialen Medien werden ansteigende Infektionszahlen und Todesfälle gemeldet. Sansibar mit seinem eigenen Gesundheitsministerium hat zuletzt am 7. Mai aktuelle Zahlen vorgelegt.
Bericht zur aktuellen Situation in Tansania:
"'Coronavirus-Tote werden heimlich in der Nacht beerdigt' – wenn die Massnahmen gegen das Virus schlimmer sind als die Pandemie"
bz vom 17.5.2020
Infektionen und Todesfälle in Afrika
(nur die offiziell bekanntgegebenen Zahlen, laufend aktualisiert)
Die letzten Meldungen
Ndugulile (re.) beim Ökumenischen Rat der Kirchen im Herbst 2019 (Foto: ÖRK)
Staatspräsident feuert Stellvertretenden Gesundheitsminister
Zwei Tage nach einem eindringlichen Aufruf der Gesundheitsministerin zur Coronabekämpfung hat Staatspräsident John Magufuli überraschend den Stellvertretenden Gesundheitsminister Faustino Ndugulile, 51, entlassen. Ndugulile war in seiner Funktion auch für die Bereiche Frauen, Genderfragen, Senioren und Kinder zuständig.
Dr. Ndugulile (CCM), ein ausgebildeter Immunologe, Mikrobiologe und Arzt mit einem in Südafrika zusätzlich erworbenen Master für Gesundheitswesen, ist auch Mitglied des Nationalparlaments (Wahlkreis Daressalam) und im In- und Ausland bestens vernetzt. Er war unter anderem Mitglied im Panafrikanischen Parlament und Vertreter Afrikas bei der Internationalen Aids-Gesellschaft. Er ist auch Autor mehrerer Fachbücher.
Als neuen Stellvertretenden Gesundheitsminister ernannte der Staatspräsident den Arzt und Parlamentsabgeordneten Godwin Mollel (CCM), 41, mit Wahlkreis in Siha (Kilimandscharo Region).
Bereits in den Tagen und Wochen zuvor sind mehrere hochrangige Mitglieder des Gesundheitsministeriums entlassen oder suspendiert worden. Unter ihnen der Staatssekretär, der nationale Chief Medical Officer und der Chef des Nationalen Gesundheitslabors.
Die Entlassung von Dr. Ndugulile erfolgte ohne Angabe von Gründen. Der Gesundheitsexperte war international anerkannt - unter anderem für seinen Einsatz für eine Familienplanung in Tansania und für die Bekämpfung von HIV/Aids. Die "Pd online website" (Kenia) spekuliert, dass er "bei der Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie nicht kooperiert hat". Die US-amerikanische Mediengruppe Bloomberg vermutet einen Zusammenhang mit seinem Widerspruch gegen die jüngsten Ratschläge der Regierung, "beispielsweise seiner Warnung vor der Anwendung der Dampftherapie als Vorbeugung gegen das Virus oder zur Heilung - eine Maßnahme, die von Magufuli gefördert wird".
Gesundheitsministerin Ummy Mwalimu
(Foto: Daily News)
Eindringlicher Aufruf der Gesundheitsministerin
Gesundheitsministerin Ummy Mwalimu hat vorgestern aus Anlass des Internationalen Familientags in einer für die Regierung ungewöhnlichen Eindringlichkeit dazu aufgerufen, ältere Menschen und Kinder vor einem Angriff des Coronavirus zu schützen. Außerdem müsse ihre Versorgung sichergestellt werden. Nach einem gestrigen Bericht der regierungsnahen "Daily News" appellierte Mwalimu an die Bevölkerung, infizierte Personen nicht zu stigmatisieren und alle Krankheitssymptome sofort zu melden.
Die Ministerin, die noch bis vor zwei Wochen und damit bis zur Einsatzung eines nationalen Coronabeauftragten durch den Staatspräsidenten eine tägliche Pressekonferenz mit aktualisierten Zahlen durchgeführt hatte, ermahnte die Eltern, ihre Kinder während der Schulschließungen nicht auf der Straße herumlaufen zu lassen. Sie sollten vielmehr schulisch und spielerisch zu Hause beschäftigt werden, und die Eltern sollten sich dabei auch um die Nutzung neuer Medien bemühen.
Schließlich gab die in der Bevölkerung recht beliebte Gesundheitsministerin der Bevölkerung die folgenden Verhaltsmaßregeln mit auf den Weg: Versammlungen vermeiden, Hände mit Seife unter fließendem Wasser waschen, Masken tragen, Desinfektionsmittel verwenden und Abstand halten.
Gestaute LKWs vor der Grenzstation Namanga (Foto: Mr Infoma)
Einführung verpflichtender Corona-Tests für LKW-Fahrer
Nach Angaben von "The Citizen" sind für LKW-Fahrer ab dem 18. Mai Corona-Tests verpflichtend, bevor sie ihre Fracht am Hafen von Daressalam abholen. Sie erhalten bei einem negativen Befund eine 14-tägige Unbedenklichkeitsbescheinigung. Dies berichteten vorgestern Vertreter der Tanzania Association of Transports (TAT) und der Tanzania Truck Owner Association (Tatoa) in einem Gespräch mit der tansanischen Tageszeitung. Ein Vertreter des Gesundheitsministeriums war für die Presse nicht zu sprechen. Die Tests sollen im Nationalen Gesundheitslabor in Daressalam durchgeführt werden.
Kenia verweigerte in Namanga über 50 infizierten tansanischen LKW-Fahrern die Einreise
Die kenianischen Behörden haben alleine am Mittwoch und Donnerstag an der tansanisch-kenianischen Grenzstation Namanga 56 tansanischen LKW-Fahrern die Einreise verweigert, nachdem sie zuvor corona-positiv getestet worden waren. Namanga ist vom kenianischen Gesundheitsministerium inzwischen zu einem Epidemie-Hotspot erklärt worden. Die seit Dienstag vorgeschriebenen Coronatests sollen demnächst von einer mobilen Teststation, finanziert aus Mitteln der deutschen KfW, durchgeführt werden. Vor den tansanisch-kenianischen Grenzstationen sollen sich nach Berichten in sozialen Netzwerken über 1.500 LKW gestaut haben.
Hunderte LKW stehen vor den Grenzstationen
Bereits vor mehreren Tagen hatte Ruanda an der Grenze entweder ein Umladen tansanischer LKW auf ruandische Fahrzeuge oder eine Weiterfahrt mit ruandischen LKW-Fahrern verlangt. Sambia schloss am 11. Mai den Grenzübergang Nakonde komplett - nach Angaben des tansanischen Außenministers allerdings nur vorübergehend für fünf Tage. Der sambische Ort war von Sambia zu einem Corona-Hotspot erklärt und faktisch unter Quarantäne gestellt worden. Diese Maßnahme trifft Ostafrika besonders hart, weil ein großer Teil der Warenanlieferung für den Hafen von Daressalam über Nakonde erfolgt - mit Waren aus Sambia, Ostkongo und sogar aus Simbabwe. In der Kleinstadt Mbala (Sambia) kurz vor der Grenze sollen aktuell über 300 LKW stehen, die nicht nach Tansania weiterfahren können.
Als Hintergrund der Maßnahmen, die den freien Warenverkehr in Ostafrika fast zum Erliegen bringen, bezeichnen Ostafrika-Experten die Weigerung Tansanias, konsequent gegen das Coronavirus vorzugehen und seine Infektions- und Todeszahlen kontinuierlich zu veröffentlichen. Solange infizierte tansanische LKW-Fahrer einreisen, ist in den drei Nachbarländern an eine Lockerung der Vorsorgemaßnahmen nicht zu denken. Nachdem der Außenminister das Problem in der vergangenen Woche noch heruntergespielt und als Verleumdung bezeichnet hatte, scheinen die tansanischen Behörden jetzt einzulenken.
Die Situation am Dienstag an der Grenze in Namanga
Mr Infoma (YouTube)
Auf Anweisung des Präsidenten wurde die Medizin bereits nach Tansania geholt (Fotos: The Citizen)
Max-Planck-Institut in Potsdam überprüft Wirksamkeit von Artemisinin
Nach Angaben der Deutschen Welle führen erstmals Wissenschaftler am Max-Planck-Institut in Potsdam eine Studie über die Wirksamkeit von Artemisinin bei der Therapie und Prophylaxe von Covid-19 durch. Sie wollen damit die bislang unbewiesene und deshalb von der WHO kritisierte Behauptung afrikanischer Staatspräsidenten wie John Magufuli (Tansania) überprüfen, hier sei bereits ein eigener wirksamer „afrikanischer Weg“ zur Bekämpfung der Pandemie gefunden worden.
Laut Peter Seeberger, Leiter der neuen Studie, erhalten jährlich über 300 Millionen Patienten auf Artemisinin basierende Medikamente. "Der Wirkstoff wurde auch schon gegen andere Krankheiten recht erfolgreich ausprobiert", erklärte der Chemiker. So gibt es beispielsweise Berichte, dass Artemisinin gegen das erste SARS-Coronavirus (SARS-CoV) wirksam war.
Artemisinin ist ein Wirkstoff aus der bei uns als „Einjähriger Beifuß“ bekannten Pflanze. Er wird bislang vor allem sehr erfolgreich in der Malaria-Therapie eingesetzt.
Straßenszene in Daressalam (Foto: Daily News)
US-Botschaft warnt: "Extrem hohes Infektionsrisiko in Daressalam"
Die US-amerikanische Botschaft in Daressalam hat vor einem schnellen Anstieg der Corona-Infektionen in Tansania gewarnt und darauf hingewiesen, dass die tansanische Regierung ihre Daten über Infektionen und Todesfälle seit dem 29. April nicht mehr aktualisiert hat. Die Botschaft verweist auf ein „extrem hohes“ Infektionsrisiko in der Metropole Daressalam. Die Epidemie breite sich hier und in anderen Regionen „exponentiell“ aus.
Bank von Tansania will Wirtschaft vor den Corona-Folgen schützen
Die Bank von Tansania (BOT) will die Wirtschaft des Landes vor den nachteiligen Auswirkungen der CVD-19-Pandemie schützen. In einer Erklärung vom vergangenen Dienstag teilte sie die Senkung der gesetzlichen Mindestreserveanforderung von 7 % auf 6 % ab dem 8. Juni mit. Dadurch soll den Banken eine zusätzliche Liquidität eingeräumt werden in der Hoffnung, dass diese wiederum ihren Kreditnehmern bei der Rückzahlung von Krediten entgegen kommen.
Die Bank empfiehlt außerdem den Mobilfunkbetreibern, ihren Kunden das tägliche Transaktionslimit zu erhöhen.
Magufuli beteiligte sich nicht an Videokonferenz der Staatspräsidenten
Staatspräsident John Magufuli nahm am letzten Dienstag nicht an der Videokonferenz der Staatsoberhäupter der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC) teil. Der Präsident von Burundi, Pierre Nkurunziza, war ebenfalls nicht anwesend. Beide Länder haben seit circa zwei Wochen ihre Corona-Zahlen nicht veröffentlicht und lehnen striktere Vorsorgemaßnahmen ab.
Themen der Konferenz mit den teilnehmenden Präsidenten von Ruanda, Uganda, Kenia und Südsudan waren unter anderem der freie Warenverkehr und das Management gegen die grenzüberschreitende Verbreitung des Coronavirus. Die Staatsoberhäupter beauftragten ihre zuständigen Minister mit der Einführung von Grenzkontroll- und Testmaßnahmen, insbesondere für Lkw-Fahrer.
Der tansanische Außenminister hat das Fehlen des Präsidenten inzwischen damit begründet, dass es sich nicht um eine offizielle EAC-Veranstaltung gehandelt habe.
Chadema schließt vier Parlamentsabgeordnete aus. Parlamentspräsident gibt Sitze nicht frei
Das Exekutivkomittee der größten Oppositionspartei Chadema hat am vergangenen Wochenende beschlossen, vier Parlamentsabgeordnete aus der Partei auszuschließen. Es handelt sich um die Abgeordneten aus den Wahlkreisen Moshi-Land, Rombo, Momba und Bukoba-Stadt. Neun weitere Abgeordnete, die ebenfalls gegen die Anweisung des Parteivorsitzenden Freeman Mbowe verstoßen hatten, als Schutzmaßnahme gegen das Coronavirus nicht mehr an den Parlamentssitzungen in Dodoma teilzunehmen, wurden zu einer Stellungnahme aufgefordert.
Entgegen der Verfassung weigert sich Parlamentspräsident Job Ndugai, die Sitze der ausgeschlossenen Chadema-Mitglieder für Nachrücker freizugeben. Er kündigte an, ihnen parlamentarischen Schutz zu gewähren.
Lockerung der Beschränkungen für internationale Flüge
Seit dem 11. April ist der gesamte Passagierflugverkehr von und nach Tansania eingestellt. Seit Donnerstag sind Flüge aus folgendem Anlass wieder erlaubt: Rückführung von im Ausland gestrandeten Tansaniern (ohne Ausstieg des ausländischen Flugpersonals), medizinische Hilfe und Hilfsflüge, technische Landungen ohne Ausstieg "und andere sicherheitsrelevante Operationen". Alle Einreisenden müssen sich auf eigene Kosten in eine 14-tägige Quarantäne begeben. Die Quartiere werden von der Regierung vorgegeben.
Nach Angaben der Tageszeitung "The Citizen" haben die USA, Türkei, Großbritannien, Libanon, Pakistan und Äthiopien ihre Staatsbürger bereits aus Tansania ausgeflogen. Dafür war bisher ein komplizierter Genehmigungsvorgang notwendig, der zukünftig entfällt.
Sansibar: Parlamentswahlen finden statt
Die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen sollen auch in Sansibar am 4. Oktober 2020 durchgeführt werden. Der sansibarische Staatsminister Mohamed Aboud teilte am 9. Mai mit, dass die Regierung von einer sinkenden Infektionsrate bis Oktober ausgeht. Die Registrierung der Wähler sei bereits abgeschlossen. Präsident John Magufuli hatte bereits vor mehreren Wochen erklärt, dass die nationalen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen am 4. Oktober nicht verschoben werden.
Der Außenminister Tansanias bei einer Probe des Corona-Medikaments in Madagaskar (Regierungsfotos)
Der Außenminister persönlich holte eine "Corona-Medizin" in Madagaskar ab
Außenminister Palamagamba Kabudi persönlich traf am 8. Mai in Madagaskar ein, um eine "Medizin gegen Corona" abzuholen. Das Regierungsfoto zeigt ihn bei der Einnahme der Medizin in Anwesenheit seines Amtskollegen aus Madagaskar. Nach seiner Rückkehr in Tansania erklärte Kabudi, dass die Medizin, die sowohl für die Prophylaxe als auch für die Therapie vorgesehen sei, noch nicht verteilt werden soll. Erst einmal gehe es um eine Untersuchung durch tansanische Experten.
John Magufuli hatte am 3. Mai mitgeteilt, dass er ein Mittel gegen Corona gefunden hat: "Ich habe mit Madagaskar gesprochen. Sie sagen, dass sie die Medizin für Covid-19 gefunden haben. Wir werden ein Flugzeug senden, um die Medizin nach Tansania zu bringen, so dass alle Tansanier davon profitieren können."
Bei der Medizin handelt es sich um einen Tee, der aus den Blättern der Artemesia-Pflanze gewonnen wird, einer Pflanzengattung aus der Familie der Korbblütler. Während die Pflanze bei der Behandlung der Malaria tatsächlich sehr wirksam ist, bezeichnete die WHO ihre Wirksamkeit bei Corona-Erkrankungen als "nicht mit Studien belegt" und warnte vor einer Selbst-Medikation. Die Malaria wird nicht durch Viren, sondern durch Parasiten ausgelöst. Die WHO hat angeboten, die Wirksamkeit im Rahmen einer Studie zu überprüfen.
Film der Daily News vom 9.5.2020 über die Übergabe der Medizin in Madagaskar
Verlust von 477.000 Arbeitsplätzen im Tourismus
Im Zuge der Haushaltsberatungen hat Tourismusminister Hamisi Kigwangalla in Dodoma mitgeteilt, dass die Coronakrise voraussichtlich 477.000 Arbeitnehmern ihren Arbeitsplatz kosten wird. Dies wären ca. 76 % von insgesamt 623.000 Beschäftigten, die unmittelbar im Tourismus tätig sind. Den Einnahmeverlust an Steuern bezifferte der Minister auf circa 40 Millionen Euro. Zur Stärkung des Tourismus-Sektors wurden im Parlament eine Vereinfachung des Visum-Verfahrens und Steuersenkungen vorgeschlagen.
Sabotage bei Corona-Tests: WHO weist Kritik von Magufuli zurück
Die WHO hat die Behauptung von Staatspräsident John Magufuli zurückgewiesen, dass die aus dem Ausland eingeführten Corona-Testkits manipuliert worden sind. Magufuli hatte Proben von Früchten und Tieren mit menschlichen Namen versehen und zum Nationalen Testlabor geschickt. Dort seien sie dann positiv gewesen.
Matshidiso Moeti, Regionaldirektorin des Regionalbüros der WHO, zeigte sich am 7. Mai davon überzeugt, „dass die Tests, die gestellt wurden und die auf dem internationalen Markt sind, nicht mit dem Virus kontaminiert sind." John Nkengasong, Chef der afrikanischen Gesundheitsbehörde ACDC, versicherte, dass das Labor in Daressalam die gleichen Tests wie alle anderen Labore verwendet.
"Probleme bei Covid-19-Tests - Corona bei einer Papaya?"
ZDF vom 9.5.2020
"Posse in Tansania: Ziege und Papaya positiv auf Corona getestet"
Wochenblick vom 7.5.2020
Erneut hochrangiger Politiker "plötzlich gestorben"
Es ist erschreckend: Das "plötzliche" und in allen Fällen unerwartete Sterben hochrangiger Politiker hält seit mehreren Tagen an. Am 8. Mai starb in einem Hospital in Mwanza Hamim Gwinyana, District Commissioner des Nyang'hwale Districts in der Geita Region. Wie bei den anderen Todesfällen - mehrere Parlamentsabgeordnete, ein Minister, hochrangige Juristen - wurde auch in diesem Fall lediglich mitgeteilt, dass der Tod "plötzlich" erfolgte. Über die Todesursache wird nicht informiert und bereits ein vorsichtiger Hinweis auf eine mögliche Corona-Erkrankung steht unter Strafe.
"Nach kurzer Krankheit" ist am 8. Mai auch Christopher Mukoma, Direktor der Kilimanjaro Airpot Development Company, gestorben.
Regierung veröffentlicht seit 17 Tagen keine Corona-Zahlen mehr
Seit dem 29. April und damit seit nunmehr 17 Tagen hat die tansanische Regierung keine Corona-Zahlen mehr veröffentlicht. Am 3. Mai hatte Staatspräsident John Magufuli die letzten Testergebnisse infrage gestellt und von Sabotage gesprochen. Tumaini Haonga, Sprecher des Gesundheitsministeriums, erklärte hierzu auf Anfrage der Tageszeitung 'The Citizen': "Wir haben festgestellt, dass es nicht sinnvoll ist, täglich mit kleinen Zahlen zu aktualisieren." Die Aktualisierung soll jetzt nur noch unregelmäßig in Verbindung mit ausführlichen Berichten erfolgen.
Am 8. Mai teilte die Gesundheitsministerin mit, dass die Neuordnung des Nationalen Gesundheitslabors Vorrang habe.
Regierung erlaubt Hausbeisetzung von Corona-Toten
Die Regierung erlaubt, dass am Coronavirus Verstorbene auf dem eigenen Hausgrundstück beerdigt werden dürfen. Dabei müssen allerdings die vorgegebenen Schutzvorrichtungen eingehalten werden.
Regional Commissioner von Daressalam droht mit Inhaftierung von Parlamentsabgeordneten
Paul Makonda, Regional Commissioner von Daressalam, hat am 6. Mai in einer Videobotschaft allen Parlamentsabgeordneten, die sich derzeit in der Millionenmetropole aufhalten, eine Frist von 24 Stunden gesetzt: Entweder sie verlassen die Stadt und nehmen in Dodoma an den Haushaltsberatungen des Nationalparlaments teil oder sie werden inhaftiert. Das Ultimatum wurde vor dem Hintergrund eines Beschlusses der Oppositionspartei Chadema gestellt, deren Abgeordnete sich - wie auch Abgeordnete anderer Oppositionsparteien - als Schutz vor dem Coronavirus in eine 14-Tage Selbstquarantäne begeben haben.
Makonda, dem die US-Regierung wegen seines Vorgehens gegen Homosexuelle ein Einreiseverbot erteilt hat, sagte nach Angaben der Tageszeitung "The Citizen", die Parlamentsabgeordneten würden genauso behandelt, wie in der Vergangenheit mit Prostituierten umgegangen wurde.
Zitto Kabwe, Chef der Oppositionspartei ACT Wazalendo, entgegnete über Twitter: "Ich werde nicht nach Dodoma gehen. Ich werde in Daressalam bleiben. Ich schütze mich und meine Familie vor dem Virus."
Oppositionspartei Chadema vor der Zerreißprobe
Nachdem Oppositionsführer Freeman Mbowe (Chadema) angekündigt hatte, dass sich seine Partei angesichts der zahlreichen Corona-Erkrankungen unter den Parlamentsmitgliedern in eine 14-tägige Selbst-Quarantäne begeben und damit vorerst an den weiteren Parlamentssitzungen nicht mehr teilnehmen wird, beteiligten sich am 4. und 5. Mai dennoch 10 Chadema-Abgeordnete an den Sitzungen in Dodoma. Darunter zwei Abgeordnete, die bereits zuvor angekündigt hatten, zur Oppositionspartei NCCT-Mageuzi überzutreten. Zudem trat der Abgeordnete David Silinde von seiner Berufung als Schattenminister für das Industrie- und Handelsministerium zurück. Er legte außerdem sein Amt als Parlamentarischer Geschäftsführer der Chadema-Fraktion nieder.
Erneut "plötzlicher Tod" eines prominenten Juristen
Erneut ist am 5. Mai in Daressalam ein prominenter Jurist gestorben: Dr. Masumbuko Lamwai arbeitete als Richter am Obersten Gerichtshof von Tansania und vertrat mehrere hochrangige Politiker bei Strafverfahren. Bereits in den Tagen zuvor war mehrfach von Todesfällen unter Juristen berichtet worden. Als Todesursache wurde wie im jüngsten Fall meist "nach kurzer Krankheit" angegeben.
In den vergangenen Wochen sind neben vielen Juristen nach Angaben von Ippmedia auch fünf Parlamentsabgeordnete der Regierungspartei CCM "plötzlich verstorben". Außerdem Minister Dr. Augustine Mahiga. Die Forderung der Opposition, im Falle einer Corona-Erkrankung die Todesursache zu veröffentlichen, lehnte das Präsidium des Nationalparlaments mit dem Verweis auf Datenschutz ab.
Die Situation in Afrika
Burundi weist WHO-Mitarbeiter aus
Burundi, das wie Tansania schon seit über zwei Wochen keine aktualisierten Infektionszahlen mehr veröffentlicht hat, hat am 14. Mai vier WHO-Mitarbeiter des Landes verwiesen. Nach Medienberichten will der Staatspräsident offensichtlich nicht durch Berichte über die Verbreitung des Coronavirus in seinem Wahlkampf gestört werden. In der kommenden Woche finden in Burundi die nationalen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt.
Jetzt über 80.000 Infektionen
Die Zahl der Corona-Infektionen in ganz Afrika ist gestern auf über 80.000 angestiegen. Über 31.000 Menschen wurden wieder gesund, über 2.700 Personen starben. Als erste afrikanische Länder hatten Südafrika und Ägypten über 10.000 Infektionen gemeldet.
Die Steigerungsraten der Corona-Infektionen in Afrika sind im Gegensatz zu vielen Medienberichten jedoch längst nicht so hoch wie anfangs befürchtet. Auch nach einer neuen Schätzung der WHO wird sich das Virus in Afrika langsamer ausbreiten als in anderen Teilen der Welt. Außerdem geht sie davon aus, dass das Durchschnittsalter der schwer Erkrankten und die Sterblichkeitsrate niedriger sein werden als in den restlichen Erdteilen. Allerdings könne sich durch das verlangsamte Tempo die Pandemie über einen längeren Zeitraum erstrecken. Südafrika verzeichnet zum Beispiel aktuell wieder ansteigende Zahlen.
Inzwischen berichten auch die ersten deutschsprachigen Zeitungen (TAZ, Süddeutsche) über zurückgehende Infektionszahlen in einigen afrikanischen Ländern, die sich frühzeitig und streng mit Kontakt- und Ausgangssperren um eine Eindämmung der Pandemie bemüht haben. Ruanda will bereits Lockerungen einführen.
Es muss jedoch immer auch davon ausgegangen werden, dass die tatsächlichen Zahlen die offiziell verkündeten Fälle weit übersteigen. Und es muss berücksichtigt werden, dass die Pandemie in Afrika noch am Anfang steht. Noch unklar ist, wie sich Faktoren wie Hitze, niedriges Durchschnittsalter, unterschiedliche Haltungen zu einem Lockdown, Vorerkrankungen wie TB und Diabetes sowie Unternährung auf die weitere Verbreitung der Pandemie auswirken.
"Warum trifft die Corona-Pandemie Afrika so viel weniger hart?"
Watson vom 7.5.2020
"Interaktive Story - So ist die Corona-Lage in Afrika"
ZDF vom 13.5.2020
Südafrika, Ägypten und Algerien sind die afrikanischen Länder mit den meisten Infektionen
Die meisten Erkrankungen / Todesfälle / Todesfälle pro 1 Mill. Einwohner gibt es aktuell in:
Stand: 17.5.2020
• Südafrika (14.355 / 261 / 4)
• Ägypten (11.719 / 612 / 6)
• Algerien (6.821 / 542 / 12)
• Marokko (6.741 / 192 / 5)
• Ghana (5.735 / 29 / 0,9)
• Nigeria (5.621 / 176 / 0,9)
• Kamerun (3.105 / 140 / 5)
• Guinea (2.658 / 16 / 1)
• Senegal (2.429 / 25 / 1)
• Sudan (2.289 / 97 / 2)
• Elfenbeinküste (2.061 / 25 / 1)
Als Folge fehlender Tests oder mangelnder Testmöglichkeiten wird jedoch von einer noch wesentlich höheren Dunkelziffer ausgegangen.
Weltweite Ausbreitung des Corona-Virus
Täglich aktualisierte animierte Zeitraffer-Grafik der John Hopkins Universität
Aktuelle Zahlen der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC)
Die aktuellen offiziellen Zahlen der Ostafrikanischen Gemeinschaft (Infektionen / Todesfälle):
Stand: 17.5.2020
• Kenia 830 / 50
• Tansania 509 / 21*
• Ruanda 289 / 0
• Südsudan 236 / 4
• Uganda 227 / 0
• Burundi 15 / 1**
* Seit dem 29. April keine neuen Zahlen für das Festland veröffentlicht
** Seit dem 1. Mai keine neuen Zahlen veröffentlicht
Sind diese Zahlen wirklich aussagekräftig?
Einige Experten stellen die Frage, wie weit die offiziellen Fallzahlen wirklich aussagekräftig sind. Die relativ geringe Zahl der bisher durchgeführten Tests oder die fehlenden Testmöglichkeiten in weiten Teilen der afrikanischen Länder erschweren nach Meinung der Experten ein realistisches Bild von der Verbreitung des Coronavirus in Afrika.
Afrika in den Medien der letzten 3 Tage:
(ausführlicher Medienspiegel ganz am Ende dieser Seite)
"Was die Corona-Ausbreitung in Afrika hemmt"
Kurier vom 17.5.2020
"COVID-19: Afrika als Forschungsstandort"
Deutsche Welle vom 16.5.2020
"Wilderei in Corona-Zeiten: Afrikas Nashörner besonders bedroht"
RND vom 16.5.2020
"Hunger für die Armen bedrohlicher als Corona"
Deutsche Welle vom 15.5.2020
Weitere Meldungen der vergangenen Wochen
Staatspräsident bezeichnet Opposition als Geldempfänger der Imperialisten
Staatspräsident John Magufuli, der sich seit Wochen in seinem Heimatdorf Chato in der Geita Region aufhält, verschärft seine Wortwahl. Der Opposition, die sich in Selbst-Quarantäne begeben hat und damit den Parlamentssitzungen vorerst fernbleibt, teilte er den Entzug ihrer finanziellen Zuwendungen mit. In der Online-Ausgabe der Tageszeitung "The Citizen" vom 4. Mai wird Magufuli mit den Worten zitiert: "Sollen sie doch von den Imperialisten bezahlt werden, die sie unter Vertrag haben."
Sein Zorn gilt aber auch "einigen religiösen Führern", die ihr Gottvertrauen verloren und ihre heiligen Befehle als gute Hirten verloren hätten. Magufuli schloss dabei explizit die Muslime und die evangelischen Freikirchen aus. Die Bevölkerung warnt er ferner vor internationalen Medien, "die große spezielle Interessen" in ihrer Berichterstattung erkennen lassen würden.
Gesundheitsministerin suspendiert Direktor des Nationalen Gesundheitslabors
Nachdem Staatspräsident John Magufuli angesichts der gestiegenen Corona-Infektionen 3. Mai eine Manipulation bei den Corona-Tests unterstellt hatte, suspendierte Gesundheitsministerin Ummy Mwalimu einen Tag später den Direktor und den Qualitätsbeauftragten des Nationalen Gesundheitslabors. Ein 10-köpfiges Untersuchungskomitee soll die Vorgänge innerhalb von zehn Tagen untersuchen.
"Alles Teil der Vertuschung durch die Behörden"
In einem längeren Artikel setzte sich am 4. Mai die BBC mit der aktuellen Situation in Tansania auseinander. Sie berichtet von nächtlichen Beisetzungen von Corona-Opfern und zeigt einen Film aus den sozialen Medien, der eine nächtliche Beerdigung unter Schutzmaßnahmen dokumentiert. Die BBC zitiert Oppositionspolitiker und Aktivisten, die glauben, dass dieses Vorgehen Teil der Vertuschung durch die Behörden sein könnte, die keine regelmäßigen Updates zum Coronavirus veröffentlicht haben. Oppositionsführer Zitto Kabwe: "Ich möchte nicht das Gefühl haben, dass die Regierung etwas versteckt. Ich möchte, dass sie ihre Rolle erfüllt. Im Moment erleben wir überall viel Trauer, Bestattungen und Leichen."
Das tansanische Gesundheitsministerium teilte am 3. Mai mit, dass es keine Nachtbestattungen mehr geben werde und dass die Familienmitglieder von nun an voll in die Bestattungsvorbereitungen einbezogen werden, um sicherzustellen, dass die Würde des Verstorbenen gewahrt bleibt.
"Night burials amid Tanzania's coronavirus defiance"
BBC vom 4.5.2020 (inkl. Videofilm)
Präsident Magufuli: Staatsfeinde haben Testgeräte manipuliert. Selbst eine Ziege und eine Papaya waren positiv
In einer TV-Rede aus seinem Heimatdorf Chato in der Geita Region hat Staatspräsident John Magufuli am 4. Mai mitgeteilt, dass er das Gesundheitsministerium und die Sicherheitsorgane des Landes beauftragt hat, die Corona-Testgeräte im Nationalen Gesundheitslabor zu überprüfen. Einige müssten defekt sein. Vermutlich seien sie von Leuten manipuliert worden, "die keine positiven Wünsche für dieses Land haben". So hätten seine Sicherheitsorgane Ziegen, Wachteln, Schafen, Autoöl und selbst einer Jackfruit (Maulbeergewächs) und einer Papaya Proben entnommen und sie mit menschlichen Namen in das Labor geschickt. Das Ergebnis: Die Ziege, die Wachtel und die Papaya waren positiv und das Schaf und die Jackfruit negativ. Magufuli: "Wenn das stimmt, dann hat die WHO einiges zu tun."
Magufuli machte ferner darauf aufmerksam, dass jedes Testkit aus dem Ausland kommt. Und der Präsident sieht noch eine weitere Gefahr: "Einige Menschen werden an der großen Angst sterben, die durch die Informationen erhalten haben."
Die Rede von Staatspräsident John Magufuli
Schulappell in Bagamoyo (Foto: Peter Harke)
89.000 Lehrer an Privatschulen seit 3 Monaten ohne Gehalt
89.000 Lehrerinnen und Lehrer an circa 2.000 Privatschulen erhalten seit der landesweiten Schulschließung im März kein Gehalt mehr. Sie unterrichten insgesamt circa 700.000 Schüler. Die Tanzania Private School Teachers' Union machte in einem Gespräch mit der Tageszeitung "The Citizen" auf die Lage ihrer Mitglieder aufmerksam, von denen jetzt viele vor dem finanziellen Ruin stehen.
Aber auch viele Träger von Privatschulen, die sich ausschließlich aus Schulgebühren finanzieren, stehen vor dem Aus. Bereits jetzt wird mit einem Einnahmeverlust von deutlich über 20 % gerechnet - und die Schließung aller Schulen ist von der Regierung auf unbestimmte Zeit verlängert worden. Deshalb haben sowohl die Träger als auch die betroffenen Lehrer die Regierung um finanzielle Unterstützung gebeten.
Sie ernteten jedoch von der Regierung eine Ablehnung: Eine staatliche Förderung von Privatschulen sei nicht vorgesehen, und außerdem hätten die Schulen im Vorfeld eine Versicherung abschließen können. Immerhin kündigte das Schulministerium an, im Rahmen der Parlamentsdebatte über den Landeshaushalt 2020/21 die Anliegen der Privatschulen zu berücksichtigen.
Staatspräsident prüft Fortsetzung der Tanzania Premier League
Staatspräsident John Magufuli hat seine Berater beauftragt, die Fortsetzung der Tanzania Premier League, der höchsten Spielklasse im tansanischen Fußball, zu prüfen. Während einer TV-Livesendung aus seinem Heimatort Chato in der Geita Region in Nordtansania kündigte er allerdings an, dass die Spiele wohl ohne Zuschauerbeteiligung durchgeführt werden müssten.
Ein Riss geht durch die Ostafrikanische Gemeinschaft. Ruanda sperrt Grenze für LKWs aus Tansania
Beim Kampf gegen das Coronavirus geht ein Riss quer durch die Ostafrikanische Gemeinschaft EAC. Während Kenia, Uganda und Ruanda sehr schnell harte Lockdowns organisiert haben, zum Teil mit Ausgangssperren und Einsatz von Polizei- und Militäreinheiten, haben Tansania, Burundi und Südsudan auf Lockdowns verzichtet. Zumindest in Ruanda scheint sich die harte Linie ausgezahlt zu haben: Die ersten Lockerungen werden gerade vorbereitet.
Deutlich wurde die Spaltung der EAC beim vergeblichen Versuch der Staatspräsidenten von Ruanda, Uganda und Kenia, ihre drei anderen Kollegen für eine gemeinsame Videokonferenz aller sechs Staatsoberhäupter zu gewinnen. Paul Kagame (Ruanda): "Mangelnde Koordination auf Präsidentenebene hat die Region für eine breite, grenzüberschreitende Verbreitung des Virus geöffnet." Uhuru Kenyatta (Kenia) sagte: "Bis wir zusammen kämpfen, werden wir zusammen verlieren."
Immerhin gab die EAC neue Richtlinien für den ostafrikanischen Warenverkehr heraus. Dort heißt es unter anderem, dass alle Grenzübergänge für Frachtverkehr offen gehalten werden sollen, damit LKWs möglichst schnell abgefertigt werden können.
Offensichtlich hat Ruanda jedoch inzwischen die Geduld verloren: Um die Einschleppung des Virus durch LKW-Fahrer zu verhindern, dürfen LKWs aus Tansania und Uganda die Grenze nicht mehr passieren. Sie müssen an der Grenzstation umgeladen werden. Alternativ ist auch eine Weiterfahrt mit einem LKW-Fahrer aus Ruanda möglich.
Dr. Augustine Mahiga
Überraschender Tod von Minister Augustine Mahiga
Vollkommen überraschend ist der amtierende Minister für konstitutionelle und rechtliche Angelegenheiten und ehemalige Außenminister Augustine Mahiga (CCM), 74, gestorben. Nach Medienberichten starb der international bekannte Politiker am 1. Mai in seiner Wohnung in Dodoma. Der Transport ins Krankenhaus kam zu spät, eine vorherige Erkrankung ist nicht bekannt. Nach dem tansanischen Pressegesetz darf unter Strafandrohung über die Todesursache weder informiert noch spekuliert werden. Eine Erkrankung am Coronavirus liegt jedoch nahe. Bereits in den Tagen waren zahlreiche Prominente und zwei Parlamentsabgeordnete überraschend gestorben. Bei einigen seien später von der Regierung die Räume desinfiziert worden. Mit Anna Mghwira, amtierende Regional Commissioner der Kilimandscharo Region, hat sich erstmals ein RC infiziert. Zwei Abgeordnete des Nationalparlaments starben überraschend wie Richard Ndassa, 61, am 30. April in Dodoma.
Augustine Mahiga war von 2003-2010 Vertreter Tansanias bei den Vereinten Nationen, von 2015-2019 Außenminister und seit 2019 Justizminister. Neben vielen anderen Ländern sprach auch die Bundesrepublik Deutschland ihr Beileid aus: "Deutschland hat einen großen Freund verloren."
Oppositionspartei Chadema geht geschlossen in eine 14-tägige Selbstquarantäne
So etwas hat es vermutlich auch noch nicht gegeben: Chadema, die größte Oppositionspartei Tansanias, hat am 1. Mai angekündigt, dass ihre Parlamentsabgeordneten zwei Wochen lang an keinen Plenums- und Ausschusssitzungen teilnehmen und sich stattdessen geschlossen in eine 14-tägige Selbstquarantäne begeben werden. Die Entscheidung fiel nach mehreren plötzlichen Todesfällen von Parlamentsabgeordneten.
10 Chadema-Abgeordnete haben jedoch am 4. Mai trotz des Parteibeschlusses an den laufenden Haushaltsberatungen teilgenommen. Parteichef Freeman Mbowe erklärt gegenüber der Tageszeitung "The Citizen", dass sich die Parteigremien mit der Angelegenheit befassen werden.
Weiter in Untersuchungshaft: Anwalt Albert Msando (Foto: The Citizen)
Anwalt verhaftet: Regierung untersagt jeden Ansatz von Kritik
Am 29. April ist in Arusha der prominente Anwalt Albert Msando verhaftet worden. Nach Medienberichten soll er am Tag zuvor bei einer Übergabe von Schutzmasken und Infektionsmitteln an Journalisten diese gebeten haben, wahrheitsgemäß über die Pandemie zu berichten, damit richtige Maßnahmen gegen die weitere Verbreitung des Coronavirus getroffen werden. Er sitzt jetzt im Gefängnis und es soll Anklage erhoben werden. Nach Angaben der Regionalbehörde stehen seine Äußerungen nur dem Gesundheitsministerium oder dem Büro des Premierministers zu. Regional Commissioner Mrisho Gambo hat die Polizei angewiesen, kritische Äußerungen zu unterbinden. Außerdem ordnete der RC an, dass ab sofort nur noch maximal 10 Personen an Beerdigungen teilnehmen dürfen.
Albert Msando ist Stellvertretender Rechtsberater der Regierungspartei CCM und Stellvertretender Vorsitzender des Tanzania Forestry Research Institute.
Erneut scharfe Kritik der Opposition
Oppositionsführer Freeman Mbowe (Chadema) hat am 29. April die Regierung beschuldigt, Informationen zu verheimlichen und die Pandemie nicht ernst zu nehmen. Mbowe: "Wir sehen Menschen sterben, und ihre Bestattungen werden von der Regierung unter strengen Bedingungen überwacht. Aber sie sagt uns nicht, dass sie am Coronavirus gestorben sind. Es gibt keine Transparenz, und wenn Menschen keine Informationen haben, entstehen Gerüchte. Die Regierung behauptet, dass nur 16 Menschen am Coronavirus gestorben sind, aber das ist ein Witz." Mbowe sagte ferner, dass Magufuli, der überwiegend in seiner Heimatstadt Chato im Nordwesten Tansanias lebt, sich in einem "Zustand der Verleugnung" befindet.
Staatspräsident setzt nationalen Corona-Beauftragten ein
Nach dem rapiden Anstieg in Daressalam und einer Meldung über die Verbreitung des Virus auf 18 Regionen hatte die Opposition ein landesweites Lockdown gefordert, die Vereinigung der Anwälte ein 29-Punkte-Programm zur Corona-Bekämpfung vorgelegt und der erste evangelische Bischof für seine Diözese eine vorübergehende Aussetzung von Gottesdiensten verkündet. Staatspräsident John Magufuli traf sich in seinem Heimatort am Victoriasee mit führenden Sicherheitskräften seines Landes. Danach wurden über eine Woche lang keine Infektions- und Todeszahlen des Festlandes mehr veröffentlicht. Magufuli setzte mit seinem persönlichen Berater einen nationalen Corona-Beauftragten ein.
Magufuli erklärte in seinem Heimatort, dass ein Lockdown für Daressalam ausgeschlossen sei und dass er jetzt nur noch positive Nachrichten in Verbindung mit Corona hören möchte. Nicht jeder, der jetzt sterbe, würde an Corona sterben.
Nach einem sechsmonatigen Berufsverbot für einen Journalisten und einem sechsmonatigen Verbot der Online-Präsentation einer Tageszeitung in Zusammenhang mit ihrer Corona-Berichterstattung wurde der mehrtägige Verzicht auf aktuelle Corona-Fallzahlen von den tansanischen Tageszeitungen nicht kommentiert.
Kostenloses Wasser für alle
Die Regierung hat beschlossen, dass offene Wasserrechnungen vorübergehend nicht mehr dazu führen dürfen, dass Menschen in der jetzigen Zeit von der Wasserversorgung abgeschnitten sind. Entsprechende Schulden werden gestundet. Außerdem soll es in den Städten sogenannte Wasser-Kiosks geben, an denen sich die Familien mit kostenlosem Wasser versorgen können. 1000 Liter Wasser kosten in Tansania normalerweise 0,70 - 0,80 Euro.
Deutschland stellt 300 Millionen Euro zur Verfügung
Deutschland stellt 300 Millionen Euro für den Kampf gegen das Coronavirus in den Entwicklungsländern zur Verfügung. Nach Angaben des Auswärtigen Amts leistet die Bundesrepublik Deutschland damit einen Beitrag zum globalen Hilfsaufruf der Vereinten Nationen. Die UN will hauptsächlich von den Industrieländern zwei Milliarden US-Dollar für den Kampf der armen Länder gegen Corona einsammeln. Außenminister Heiko Maas: "Das Corona-Virus kennt keine Grenzen. Es trifft insbesondere die Menschen, die besonders gefährdet sind, weil sie in Kriegsgebieten oder Flüchtlingslagern leben oder in Staaten, deren Gesundheitssysteme durch die Pandemie völlig überfordert sind." Der Außenminister: "Nur zusammen werden wir die Pandemie dauerhaft besiegen. Sonst drohen immer wieder neue Infektionswellen."
5,6 Millionen Euro vom Global Fund für die Corona-Bekämpfung
Der Global Fund stellt Tansania ca. 5,6 Mill. Euro für des Bekämpfung des Coronavirus zur Verfügung. Laut Auskunft von Gesundheitsministerin Ummy Mwalimu sollen davon ca. 3,8 Mill. Euro für die Schutzausrüstung des Klinikpersonals verwendet werden. Der Global Fund hat seinen Sitz in Genf. Seine Finanzmittel erhält er durch Beiträge von Regierungen und Unternehmen. Deutschland zählt zu den höchsten Beitragszahlern.
WHO kritisiert Tansania
Dr. Matshidiso Moeti, Regionaldirektorin der WHO für Afrika, hat die tansanische Regierung für ihren Verzug bei der Einleitung drastischer Maßnahmen zur Verhinderung einer Ausbreitung des Coronavirus kritisiert. Moeti erwähnte dabei insbesondere die Abstandshaltung und die Vermeidung von Massenversammlungen.
Uganda meldet immer mehr Corona-Infektionen bei tansanischen LKW-Fahrern
Uganda beklagt, dass immer häufiger LKW-Fahrer aus Tansania einreisen, die mit dem Corona-Virus infiziert sind. Von 11 neuen Infektionen waren am 24. April alleine 7 tansanische Fernfahrer betroffen. Am 26. April kamen 4 weitere Fälle hinzu. Die erkrankten Fernfahrer wurden von Uganda nach Tansania zurückgeschickt.
Krankenhauspersonal fordert Schutzausrüstung. Patienten im Stich gelassen?
Die Medical Association of Tanzania (MAT) hat für das Krankenhauspersonal einen ausreichenden Vorrat an Schutzausrüstung gefordert. Ohne Vorsichtsmaßnahmen sei eine Betreuung von Corona-Erkrankten nicht möglich. Gesundheitsministerin Ummy Mwalimu verwies auf die weltweiten Lieferschwierigkeiten, versprach jedoch weitere Bemühungen der Regierung. Mwalimu verurteilte das Verhalten von Krankenhausmitarbeitern, die wegen der fehlenden Schutzkleidung ihre Arbeitsplätze und ihre Patienten im Stich gelassen hätten. Die MAT dementierte diese Meldungen.
Fehlende Tourismus-Einnahmen gefährden den Tierschutz
Die wegen Corona ausbleibenden Touristen gefährden nach Angaben von Kaddu Sebunya, Chef der African Wildlife Foundation (AWF) den Tierschutz in Ostafrika. Zunehmend gebe es Probleme, Nationalparkverwaltungen und Parkranger zu finanzieren. In der Folge bestehe eine erhöhte Gefahr von Wilderei und ungelöster Konflikte im Zusammenleben von Menschen und Wildtieren im Umfeld der Nationalparks. Die vorhandenen finanziellen Ressourcen reichen vermutlich nur für drei Monate, danach sei eine zusätzliche Finanzierung des Tierschutzes notwendig.
Sansibar baut eigenes Corona-Labor auf
Sansibar muss bislang noch alle Tests aufs Festland nach Daressalam schicken. Anlässlich des Beginns des Fastenmonats Ramadan hat der Präsident Sansibars, Ali Mohammed Shein, den Bau eines eigenes Untersuchungs- und Forschungslabors auf der Gewürzinsel angekündigt. Außerdem sollen möglichst schnell Quarantäne- und Versorgungsstationen gebaut werden. Shein appellierte eindringlich an die Inselbevölkerung, Menschenmengen zu meiden, "auch wenn es für die Gesellschaft schwierig ist". Denn Menschenmengen würden zu den schnellsten Verbreitungswegen gehören.
Staatspräsident lehnt Lockdown für Daressalam ab
Staatspräsident John Magufuli hat einen Lockdown für Daressalam, dem Epizentrum der Ausbreitung des Coronavirus in Tansania, abgelehnt. Magufuli: "Es gibt Leute, die vorgeschlagen haben, in Daressalam den Lockdown auszurufen. Das ist nicht möglich." Als das einzige Zentrum des Landes erwirtschafte Daressalam 80 % der landesweiten Einnahmen. Magufuli sagte, es müsse alles getan werden, um das Virus einzudämmen - mit Ausnahme eines Lockdowns für Daressalam.
Der Appell des Präsidenten, der die Regierungsgeschäfte gegenwärtig von seiner Heimatstadt Chato in Nordtansania aus führt: "Predigt positive Nachrichten über die Pandemie. Denn es ist nicht wahr, dass jeder, der stirbt, an Corona stirbt."
Magufuli begrüßte ferner die finanzielle Unterstützung Afrikas durch Institutionen wie die Weltbank. Noch besser wäre allerdings, Afrika in der Schuldentilgung entgegen zu kommen. Jeden Monat müsse Tansania 280 Millionen Euro für die Schuldentilgung aufbringen. Statt neuer Schulden würde ein Entgegenkommen bei den bereits existierenden Schulden dem Aufbau der Ökonomie Tansanias helfen.
Unbefristete Verschiebung der Form Six Examen
Die schulischen Form Six Examen, die am 4. Mai starten sollten, werden nach Mitteilung des Schulministeriums auf unbestimmte Zeit verschoben.
Erneutes Treffen der Regierung mit Kirchenführern
Premierminister Kassim Majaliwa hat sich am 22. April erneut der Unterstützung der Regierungslinie durch die christlichen Kirchen und den Islam versichert. Vertreter des ELCT bei dem Gespräch war Bischof Dr. Alex Malasusa. Die Katholische Kirche war durch Erzbischof Yuda Thaddaeus Ruwa'ichi beteiligt.
Erster evangelischer Bischof sagt Gottesdienste ab
Als erster Bischof der evangelischen und auch der katholischen Kirche in Tansania hat Dr. Benson Bagonza für seine Karagwe Diözese (ELCT) angekündigt, dass ab sofort keine Gottesdienste mehr durchgeführt werden. Er habe eine entsprechende Anweisung an alle Gemeindepfarrer verschickt. Bagonza: "So sehr wir uns auch wünschen, dass die Leute an den Gottesdiensten teilnehmen: Jetzt müssen wir die Gottesdienste absagen, um die Menschen zu schützen." Der Bischof, der bis 2016 Mitglied des Rates der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) war und heute Delegierter der Vollversammlung der VEM ist, traf seine Entscheidung nach der zweiten Corona-Infektion in der Kagera Region, die im Nordwesten des Landes liegt mit Bukoba als Hauptstadt.
Assistent des Staatspräsidenten wird neuer nationaler Corona-Beauftragter
Prof. Dr. Mabula Daudi Mchembe, 52, Arzt, bisheriger Assistent und Berater des Staatspräsidenten in Gesundheitsfragen, ist zum Staatssekretär im Gesundheitsministerium und zum landesweiten Corona-Beauftragten befördert worden. Seine Vorgängerin als Staatssekretär, Dr. Zainab Abdi Seraphin Chaula, wurde in ein anderes Ministerium versetzt. Dr. Mchembe hat in Tel Aviv und in Mannheim studiert.
Zum neuen Chief Medical Officer (CMO) wurde Prof. Dr. Abel Makubi ernannt, bisher Direktor des Bugando Medical Centers. Sein Vorgänger, Prof. Mohamed Bakari Kambi, wurde pensioniert.
Tanganyika Law Society: 29 Vorschläge für die Regierung
Die Tanganyika Law Society (TLS) hat der Regierung am 21. April - und damit zwei Tage vor Beginn des Fastenmonats Ramadan - 29 Vorschläge gegen eine weitere Verbreitung des Coronavirus vorgelegt: Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung mit erschwinglichen Grundnahrungsmitteln während eines dreiwöchigen landesweiten Lockdowns; Stundung von Kreditrückzahlungen für drei Monate; Entwicklung einer Strategie für den ökonomischen Sektor; dreimonatige Steuerfreiheit für Angestellte und Unternehmer; Erstellung eines Sonderprogramms zur Ernährung armer Familien; Versorgung des Krankenhauspersonals mit Schutzkleidung; Senkung der Wasserpreise; Verteilung von kostenloser oder zumindest billiger Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung; Verzicht auf öffentliche Gebete und Gottesdienste zugunsten von Radio- und Internetübertragungen u.a.m.
Die TLS befürchtet, dass angesichts der ansteigenden Infektionszahlen ohne diese Maßnahmen noch bis Jahresende die Schulen und Colleges geschlossen und alle Veranstaltungen abgesagt werden müssen.
Afrikanische Union verteilt 1 Millionen Test-Kits
Das Afrikanische Zentrum für Seuchenkontrolle und -prävention (Africa CDC) hat am 18. April angekündigt, 1 Million Corona Test-Kits zur Verfügung zu stellen und über die Afrikanische Union an die Mitgliedsländer verteilen zu lassen. Länder wie Nigeria oder Äthiopien mit über 200 bzw. 100 Million Einwohnern verfügen aktuell nur über 6.000 bzw. 5.000 Test-Kits. Innerhalb der kommenden 3-6 Monate werden in Afrika nach CDC-Angaben ca. 15 Millionen Test-Kits benötigt.
Produktion von Schutzmasken im KCMC-Hospital Moshi (Foto: Daily News)
Einstieg in die Produktion von Schutzmasken. Zahlreiche Firmenspenden
Zwei Firmen in Daressalam können jetzt 3,5 Millionen Schutzmasken pro Monat herstellen. Zahlreiche in Tansania tätigen Firmen haben zum Teil große Geldsumme für die Unterstützung des Kampfes gegen das Coronavirus gespendet.
Maskenpflicht in Daressalam
Paul Makonda, Regional Commissioner von Daressalam, hat verschärfte Schutzmaßnahmen für die Millionenmetropole angeordnet: Beim Verlassen der Wohnung muss eine Schutzmaske getragen und ein Mindestabstand von zwei Metern eingehalten werden. Geschäfte, Restaurants und Gaststätten dürfen nur noch auf der Basis "Take away" arbeiten. Die Märkte wurden vom RC aufgefordert, kurzfristig ein Sicherheitskonzept zu erstellen.
KCMC-Hospital in Moshi stellt eigene Gesichtsmasken her
Das KCMC-Hospital in Moshi will offensichtlich nicht länger auf die Lieferung der dringend benötigten Gesichtsmasken warten und ist daher in die eigene Maskenproduktion eingestiegen. Die angefertigten Exemplare sollen für das Krankenhauspersonal, die Patienten und die Besucher des Hospitals verwendet werden.
In einem Bus in Daressalam (Foto: The Citizen)
Klinikpersonal in Daressalam erkrankt
Nach Angaben der Tageszeitung "The Citizen" sind in Daressalam mehrere Mitarbeiter von Krankenhäusern am Coronavirus erkrankt. Die Medical Association of Tanzania (MAT) hat daraufhin mehr Schutz für das Gesundheitspersonal gefordert. Aktuell würden mehrere Infizierte um ihr Leben kämpfen.
Amana Hospital wird zentrales Corona-Hospital in Daressalam
Das westlich der Innenstadt gelegene Amana Hospital wird zentrales Corona-Hospital in Daressalam. Es soll sich ausschließlich um Corona-Patienten kümmern.
ELCT-Diözese verzichtet auf Kindergottesdienste
Nach den von Staatspräsident John Magufuli ausgerufenen drei landesweiten Gebetstagen gegen das Coronavirus am vergangenen Wochenende hat die Evangelische Tanganjika See Diözese (ELCT) mitgeteilt, dass sie zum Schutz vor dem Coronavirus vorübergehend auf Kindergottesdienste verzichten will. Der Konfirmationsunterricht soll jedoch fortgesetzt werden. Ebenso zwei sonntägliche Gottesdienste um 7.30 Uhr und um 10.00 Uhr unter Beachtung der Abstandsregelung. Sonstige Massenveranstaltungen werden nicht durchgeführt.
Weitere unbefristete Schließung von Schulen und Colleges. Verbot von Veranstaltungen und Kundgebungen
Alle Schulen und Colleges bleiben unbefristet geschlossen, Prüfungen werden verschoben. Der Premierminister sagte die Feierlichkeiten zum 56. Jahrestag des Zusammenschlusses von Tanganjika und Sansibar am 26. April ab, ebenso Veranstaltungen und Kundgebungen am 1. Mai. Die für den Union Day bereitgestellten Mittel werden der Regierung von Sansibar für die Bekämpfung des Coronavirus zur Verfügung gestellt.
Ebenso sind Sport- und Musikveranstaltungen, politische Veranstaltungen, Versammlungen oder Feierlichkeiten bis auf unbestimmte Zeit untersagt. Weiterhin gestattet sind Gottesdienste und Gebete in der Moschee. Mundschutz wird landesweit noch nicht vorgeschrieben. Der Premier forderte alle Tansanier auf, zu Hause zu bleiben und alle unnötigen Aktivitäten außerhalb des Hauses zu unterlassen.
Menschenleer: Daressalam Airport (Foto: The Citizen)
Frankreich unterstützt Afrika mit 1,2 Mrd. EUR
Nach Angaben des französischen Botschafters in Daressalam will Frankreich die afrikanischen Länder, darunter auch Tansania, mit 1,2 Mrd. EUR im Kampf gegen das Coronavirus und die ökonomischen Folgeschäden unterstützen.
Schuldenmoratorium für Afrika
Den 77 ärmsten Entwicklungsländern sollen auf Beschluss der Finanzminister der G20-Staaten die Zins- und Schuldenrückzahlungen gestundet werden. Das Schuldenmoratorium ist begrenzt auf das Jahresende 2020. Zuvor hatten bereits die G7-Staaten und der IWF entsprechende Beschlüsse gefasst. Der IWF befürchtet für Afrika wegen der Corona-Pandemie eine große Gesundheits- und Wirtschaftskrise.
In einem gemeinsamen Appell hatten zuvor 18 afrikanische und europäische Staats- und Regierungschefs zu Einigkeit und Solidarität angesichts der Corona-Krise aufgerufen. "Dieses Virus kennt keine Grenzen", heißt es in dem auch von Bundeskanzlerin Angela Merkel unterzeichneten Appell.
Tansania fällt nicht unter den Corona-Schuldenerlass des IWF
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat 25 der weltweit ärmsten Länder wegen der Corona-Krise einen Teil ihrer Schulden erlassen. In den kommenden sechs Monaten brauchen sie ihre Schulden beim IWF nicht zurückzahlen. Für diese Maßnahme wurden 500 Millionen Dollar aus dem neuen Katastrophenfonds des IWF zur Verfügung gestellt. Im Gegensatz zu Ländern wie den Komoren, Malawi, Mosambik und Ruanda gehört Tansania jedoch nicht zu den betroffenen Ländern.
Gesundheitsministerin dankt Deutschland
Gesundheitsministerin Ummy Mwalimu hat Deutschland für die Unterstützung der Regierung im Kampf gegen die Pandemie gedankt. Die KfW hätte 5.400 Test Kits für die sechs Länder der Ostafrikanischen Gemeinschaft zur Verfügung gestellt, davon seien bereits 500 in Tansania angekommen. In Kooperation mit dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (Hamburg) werde außerdem ein Intensivtraining für Laborexperten durchgeführt.
Bischof Dr. Frederick Shoo (ELCT)
(Foto: lutheranworld.org)
Magufuli und Leitung der Evangelischen Kirche (ELCT) Hand in Hand
Der Vorsitzende der Evangelischen Kirche von Tansania (ELCT), Bischof Frederick Shoo, hat "mit Freude" von einem Gespräch am Osterwochenende mit Staatspräsident John Magufuli berichtet. Er habe dem Präsidenten versprochen, die von der Regierung vorgegebenen Vorsichtsmaßnahmen gegen das Coronavirus zu unterstützen. Shoo predigte Ostersonntag in einer vollbesetzten Kirche in Moshi, im gesamten Land fanden evangelische und katholische Gottesdienste statt - meist mehrfach hintereinander. Die Schutzmaßnahmen bestanden darin, dass sich die Gläubigen vor dem Betreten der Kirche die Hände wuschen und einen Meter Abstand zu ihrem Sitznachbarn halten sollten. Auf den Friedensgruß oder auf das obligatorische Küssen des Kreuzes durch die Gemeinde wurde verzichtet. Shoo sagte, er sei sich mit dem Präsidenten darüber einig gewesen, dass die Angst überwunden werden müsse.
Der Regional Commissioner der Kagera Region, Brigadegeneral Marco Gaguti, hat am 15. April in Bukoba der ELCT für ihre Unterstützung der Regierung in der Corona-Bekämpfung gedankt.
Staatspräsident bereitet sein Volk auf mögliche Lebensmittelknappheit vor
Staatspräsident John Magufuli hat am Karfreitag erneut eine Rede in einer Kirche gehalten. In seinem Heimatort im Chato District in Nordtansania bereitete er die Bevölkerung darauf vor, dass als Folge der Pandemie eine Lebensmittelknappheit wahrscheinlich sei. Daher sollten alle Tansanier hart arbeiten, um diese Herausforderung zu bewältigen.
Magufuli begründete seine Entscheidung, die Landesgrenzen von tansanischer Seite aus nicht vollständig zu schließen: Der Zugang der Nachbarstaaten zum Hafen in Daressalam müsse über die zentralen Transportkorridore weiterhin möglich sein.
Erneut ging der Präsident auch auf religiöse Fragen ein. Er sagte, dass durch die Kreuzigung Jesu Gott die Menschheit vor den weltweiten Desastern wie die Corona-19 Pandemie retten werde. Weiterhin ist Magufuli nicht bereit, Kirchen und Moscheen als Vorsichtsmaßnahme gegen die Verbreitung des Virus vorübergehend schließen zu lassen.
Filmbeitrag des SPIEGEL vom 10.4.2020 zur aktuellen Lage in Afrika (Länge: 4 Min.)
Opposition fordert "Lockdown" für Tansania
Die Opposition in Sansibar und auf dem Festland fordert ein "Lockdown", um die weitere Verbreitung des Coronavirus zu stoppen. Oppositionsführer Seif Shariff Hamad (Sansibar) verlangt nach Angaben von Ippmedia von der Regierung "ein totales Lockdown" und einen Aufruf an die Bevölkerung, zu Hause zu bleiben. Oppositionspolitiker auf dem Festland fordern zudem eine Zusammenkunft der Führer aller gesellschaftlichen Gruppen, um über die sozio-ökonomischen Auswirkungen der Krise zu sprechen und gemeinsam zu überlegen, wie die Versorgung der Bevölkerung aufrecht erhalten werden könne.
Schließung von Bars in Daressalam. Gewaltsame Polizeieinsätze in Gaststätten
In mehreren belebten Stadtteilen von Daressalam dürfen seit dem 18. April nur noch Getränke "to go" verkauft werden. Einige Bars haben daraufhin ihren Betrieb eingestellt. Nach Medienberichten gab es bereits in verschiedenen Stadtteilen gewaltsame Polizeieinsätze gegen volle Bars und Gaststätten.
Regional Commissioner der Kagera Region verbietet alle Sport- und Freizeitaktivitäten
Der Regional Commissioner der Kagera Region, Brigadegeneral Marco Gaguti, hat alle Sport-, Freizeit- und Unterhaltungsaktivitäten verboten und die Polizei angewiesen, entsprechende Handlungen sofort zu unterbinden. Gaguti appellierte an die Eltern, die Schließung der Schulen nicht als zusätzliche Schulferien zu interpretieren und mit den Kindern in großen Gruppen am Strand zu spielen.
Neubau eines Corona-Krankenhauses in Rekordzeit
Mit Unterstützung der Armee will die Regierung kurzfristig ein Krankenhaus für Epidemie-Patienten bauen, das Platz für 200 Corona-Erkrankte bieten wird. 389 Soldaten sollen das Gebäude innerhalb von nur 6 Monaten bauen. Der erste Bauabschnitt wird laut Planung bereits am 30.4.2020 fertiggestellt sein. Das neue Hospital, dessen Baukosten mit 2,8 Millionen Euro angegeben wurden, liegt in Kisoka in der Nähe des Mloganzila Hospitals. Das Gebäude für 40 Corona-Patienten in Kibaha ist bereits in Betrieb.
District Commissioner verbietet Nachtmärkte
Der District Commissioner des Kahama Districts (Shiyanga Region) hat Lebensmittel-Nachtmärkte verboten. Nachts würden viele Marktbesucher das Händewaschen vor dem Verzehr von Speisen nicht beachten. Er verbot außerdem Spiele in der Öffentlichkeit wie Bao, Dame oder Kartenspiele.
Hauskontrollen im Mbeya District
Der District Commissioner von Mbeya hat am 16. April eine "House to House Campaign" angekündigt. Die Behörden werden demnach ab sofort in allen Häusern des Districts kontrollieren, ob Wassereimer, Seife und Desinfektionsmittel vorhanden sind. Bürger beschwerten sich indes, dass der Preis für einen Plastikeimer inzwischen von 5.000 TSH (ca. 2 EUR) auf 20.000 TSH (ca. 8 EUR) angestiegen sei. Dies könnten sich viele Familien nicht mehr leisten.
10 Mrd. USD Soforthilfe durch die afrikanische Entwicklungsbank
Die Afrikanische Entwicklungsbank stellt Afrika 10 Mrd. US-Dollar für den Kampf gegen den Coronavirus zur Verfügung. Bankpräsident Akinwumi Adesina erklärte, dass Afrika in einer schwierigen Zeit finanziell geholfen werden solle.
EU stellt Entwicklungsländern 15 Mrd. Euro in Aussicht
Die EU hat den Entwicklungsländern eine Corona-Hilfe in Höhe von ca. 15 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Allerdings handelt es sich um umgewidmete Mittel aus anderen Projekten. Dem deutschen Entwicklungsminister Gerd Müller reicht das nicht.
Krisengipfel in China wegen Diskriminierung von Afrikanern
Am 9. April fand in Peking eine Krisensitzung des chinesischen Außenministers mit den afrikanischer Botschaftern statt. Es ging um die in sozialen Medien per Foto und Film dargestellten Diskriminierungen von in China lebenden Afrikanern. Es wird von Menschenrechtsverletzungen, Zwangsräumungen aus Wohnungen und Hotels sowie Vertreibungen von öffentlichen Plätzen, aus Kaufhäusern, Restaurants und Krankenhäusern berichtet. Hintergrund sei die Angst vor einer Einschleppung des Coronavirus aus Afrika. Der tansanische Botschafter Kairuki erklärte, dass ihm Verfolgungen von Tansaniern in China bislang nicht bekannt seien.
Daily News: "Wir sollten den Zahlen der Regierung vertrauen"
Die regierungsnahe Tageszeitung Daily News berichtete am 7. April, dass es in der Gesellschaft Kritik an der von der Regierung übermittelten Statistik gibt - vor allem, was die Zahl der Infektionen betrifft. Sie ist im Vergleich zum Nachbarland Kenia eher niedrig. Daily News ist jedoch der Meinung, dass "diese Zahlen verdeutlichen, dass die Ansteckung durch den Coronavirus nicht so schlimm ist wie befürchtet". Die Zeitung meint: "Wir sollten den Zahlen der Regierung vertrauen". Bespielhaft wurde aufgeführt, dass vor dem Betreten von Supermärkten, Krankenhäusern oder Kirchen vorsorglich die Körpertemperatur gemessen wird. In einer Kirche in Daressalam sei am vorletzten Sonntag bei drei Gottesdiensten mit insgesamt circa 3.000 Besuchern nicht in einem einzigen Fall Fieber festgestellt worden worden.
Daily News vom 7.4.2020
Manager von Diamond Platnumz: "Corona bedeutet nicht automatisch das Todesurteil"
Sallam Sharaf, der am Coronavirus erkrankte Manager von Tansanias Musik-Superstar Diamond Platnumz, ist wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. Er dankte Allah, den Ärzten, den Krankenschwestern und der Regierung für seine Heilung. Der verängstigten Bevölkerung müsse vermittelt werden, dass eine Corona-Erkrankung nicht automatisch das Todesurteil bedeute. Sharaf erklärte, er sei in Frankreich während der Europatournee seiner Band erkrankt, dann aber trotz des Corona-Verdachts noch kurzfristig mit dem Flugzeug über Zürich nach Daressalam geflogen.
Bill und Melinda Gates 2011 in Bagamoyo
Bill Gates: "Die armen und weniger reichen Länder jetzt nicht aus dem Auge verlieren"
Bill Gates appelliert, die armen und weniger reichen Länder jetzt nicht aus dem Blick zu verlieren. Bill Gates: "Indem wir Ländern in Afrika und Südasien helfen, sich jetzt vorzubereiten, können wir Leben retten und gleichzeitig die globale Verbreitung des Virus verlangsamen". Bill Gates will mit der Bill & Melinda Gates Stiftung mehrere Milliarden US-Dollar bereitstellen, um die Ausstattung für sieben erfolgversprechende Forschungsprojekte für eine Corona-Impfung zu finanzieren. Am Ende sollten dann die beiden erfolgreichsten Forschungen eine Anschlussfinanzierung erhalten.
The Blog of Bill Gates
David Alaba (Bayern München): "Das ist rassistisch"
Nicht nur David Alaba (Bayern München), dessen Vater aus Nigeria stammt, findet den Vorschlag französischer Wissenschaftler, einen möglichen Impfstoff gegen Corona in Afrika testen zu lassen, rassistisch.
Artikel in der Welt vom 6.4.2020
Flüchtlingslager in Tansania (Foto: OXFAM)
Flüchtlingslager sollen abgeriegelt werden
Die Flüchtlingslager bei Kigoma am Tanganjikasee sollen von der Polizei hermetisch abgeriegelt werden, um bei einem möglichen Ausbruch von Corona die Verbreitung des Virus in die umliegenden Regionen zu verhindern. Ippmedia berichtete am vorletzten Samstag, dass dafür im Grenzgebiet zu Burundi auch alle LKWs auf Flüchtende überprüft werden sollen. Flüchtlinge, die sich nach Ansicht der Regierung illegal in Tansania aufhalten, werden auch weiterhin nach Burundi abgeschoben.
Ostafrikanische Gemeinschaft finanziert Tansania zwei mobile Teststationen
Tansania wird durch die Ostafrikanische Gemeinschaft mit zwei mobilen Teststationen ausgestattet, die vor allem im ländlichen Raum Corona-Tests durchführen sollen. In den Allrad-Fahrzeugen kann auch eine Erkrankung mit Ebola oder mit dem Marburgfieber festgestellt werden.
Daressalam richtet 24 Corona-Teststellen ein
Der Regional Commissioner von Daressalam, Paul Makonda, hat auf die täglich wachsende Zahl von Infektionen in der Millionenstadt reagiert und die Einrichtung von 24 Corona-Teststellen in 24 Stadtteilen angekündigt. Dadurch soll verhindert werden, dass Infizierte zur nächsten Gesundheitsstation laufen und dort weitere Personen anstecken. Die offiziellen Teststellen werden in bereits vorhandenen Krankenhäusern und Gesundheitsstationen eingerichtet.
Tansania schreibt 610 neue Arztstellen aus
Die Regierung Tansanias hat 610 neue Arztstellen ausgeschrieben. Gesucht werden auch "Grade II Doktors" oder Ärzte mit Bachelor-Abschluss, die eine staatlich anerkannte Universität besucht haben und bereit sind, zur Bekämpfung des Coronavirus in einem Krankenhaus oder in einer Gesundheitsstation, insbesondere auch in ländlichen Regionen, zu arbeiten. Bereits Anfang des Jahres hatte der Staatspräsident die Schaffung von 1000 neuen Arztstellen angekündigt.
Besserer Schutz des Klinikpersonals und Unterbringungskonzept für Kliniken gefordert
Dr. Elisha Osati, Präsident der Medical Association of Tanzania (MAT), hat am 2. April auf einer Pressekonferenz in Daressalam einen besseren Schutz des Klinikpersonals und ein Unterbringungskonzept für Kliniken gefordert. Die Bemühungen der Regierung seien zwar "lobenswert", jedoch müsse dringend die Ausstattung des Personals mit Schutzkleidung erfolgen. Ferner sollten Patienten mit Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder mit Herzmuskelerkrankungen sowie ältere Patienten aus den großen Kliniken in kleinere Krankenhäuser verlegt werden, um sie zu schützen und um gleichzeitig ausreichend Platzkapazitäten für die zu erwartenden Corona-Patienten zu schaffen.
In verschiedenen Landesteilen Tansanias wurden Workshops für Krankenhauspersonal und Aufklärungskampagnen durchgeführt.
Parlamentsausschüsse fordern Strategie für die Wirtschaft
Mehrere Parlamentsausschüsse haben die Regierung aufgefordert, eine Strategie zu entwickeln, wie die Coronakrise in Tansania wirtschaftlich aufgefangen werden kann. Die Regierung müsse sich mit Unternehmern, Händlern etc. treffen und mögliche Maßnahmen wie Steuersenkungen oder die Stundung von Krediten besprechen. Es gehe um den Verlust von Arbeitsplätzen und die Schließung von Betrieben. Aktuell besonders betroffen sei die Tourismusindustrie.
Minister Müller 2016 in Afrika (Foto: BMZ)
Deutscher Entwicklungsminister Müller: Afrika jetzt nicht alleine lassen
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) betont, dass der Westen die Länder Afrikas jetzt nicht alleine lassen dürfe. „Die Staatengemeinschaft muss schnell liefern“, schrieb Müller in einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel. Neben millionenschweren Soforthilfen will der CSU-Politiker praktische Unterstützung bereitstellen – etwa bei der Schulung von Labor- und Klinikpersonal.
Viel Hoffnung setzt Müller auf „Corona-Tools“: In Deutschland entwickelte Apps, mit denen „Informationen über Infizierte und Kontaktpersonen in Echtzeit schnell und unkompliziert“ weitergegeben werden können – für ein besseres „Management und Monitoring“ der Coronakrise. Aus: Der Tagesspiegel vom 29.3.2020
2 Mrd. US-Dollar der UN für Entwicklungsländer
Die UN stellt 2 Mrd. US-Dollar bereit, um Entwicklungsländer im Kampf gegen den Coronavirus zu unterstützen. Das Geld soll vor allem für Testgeräte, medizinisches Equipment und den Schutz des medizinischen Personals verwendet werden. Außerdem für Kommunen mit Flüchtlingsunterkünften und -lagern.
Oxfam, der internationale Verbund von Hilfs- und Entwicklungsorganisationen, verlangt ein Schuldenmoratorium für afrikanische Länder.
Tedros Adhanom Ghebreyesus, Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), hat am 1. April in Genf einen Schuldenerlass für ärmere Länder gefordert. Nur so seien sie in der Lage, die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Folgen der Pandemie zu bewältigen. Ghebreyesus: "Wir müssen zusammenstehen, um dieses unbekannte und gefährliche Virus zu bekämpfen".
"Afrika: Millionen Jobs durch Corona in Gefahr" Deutsche Welle vom 6.4.2020
Die tansanische Opposition fordert ein Versorgungskonzept für die arme Bevölkerung.
Abgelaufene Visa und Reisepässe von Ausländern können verlängert werden
Abgelaufene Reisepässe von Ausländern, die wegen der Coronakrise das Land nicht verlassen können, werden auf Antrag um einen Monat verlängert, Visa im Notfall um drei Monate.
Weltweite Reisewarnung bis zum 14. Juni
Deutschland hat bis Ende April eine weltweit gültige Reisewarnung ausgesprochen, die Touristen eine kostenlose Stornierung ihrer Pauschalreise ermöglicht. Die Reisewarnung wurde vom Auswärtigen Amt bis zum 14. Juni verlängert.
Grafik: Tanzania Tourist Board (TTB)
Tourismus am Boden
Die immer noch gültige 14-tägige Quarantäne für einreisende Ausländer und die Einstellung des kompletten Flugverkehrs durch die Regierung hat den Tourismus komplett zum Erliegen gebracht. Tanzania Tourist Board (TTB) bittet die Touristen angesichts dieser Situation um "Verschiebung statt Absage".
Neben den Hotels, Restaurants, Lodges, Sehenswürdigkeiten und Kunsthandwerksläden sind auch die Konferenzzentren in Arusha betroffen. Die Großstadt hängt zu 70 % von den Einnahmen aus dem Tourismus ab, 40 % der Arbeitsplätze befinden sich in diesem Bereich. Hinzu kommt dann auch noch der Corona-bedingte Niedergang der tansanischen Blumenindustrie, die keinen Absatz mehr auf dem europäischen Markt findet.
Tourismusbranche fordert Rettungspaket
Tansanische Tourismusverbände fordern von der Regierung für ihren Bereich ein nationales Rettungspaket. Der Tourismus mit seinen angestrebten 2 Millionen Besuchern im Jahr 2020 sei komplett zusammengebrochen. Die Zahl der Serengeti-Besucher ist um 99,6 % von durchschnittlich 6.000 auf 24 pro Tag gesunken. Sansibar bezieht 80 % seiner ausländischen Einnahmen aus dem Tourismus. Gefordert werden Kredite, Steuersenkungen bzw. -befreiungen, reduzierte Pachtkosten und eine weltweite PR-Kampagne für den tansanischen Tourismus nach dem Ende der Pandemie. In Tansania gibt es über 500 Reiseveranstalter. Betroffen sind aber auch Hotels, Lodges, Restaurants, Souvenirshops, Guides, Autofahrer, Busunternehmen u.a.m.
Magufuli beim Gottesdienstbesuch in Dodoma
(Foto: s4c.news)
Viel beachtete Rede von Magufuli in vollbesetzter Kirche
In der vollbesetzten St. Paul's Catholic Church in Dodoma hat der Staatspräsident am 29. März eine viel beachtete Rede gehalten, in der er die Tansanier aufforderte, hart weiterzuarbeiten und sich nicht entmutigen zu lassen. Die Regierung werde im Kampf gegen das Virus nicht aufgeben. Magufuli: "Ich glaube, dass die Seuche von Satan gebracht wurde, und der einzige Weg, diesen Kampf zu gewinnen, geschieht durch Gott." Er fuhr fort: "Wir haben uns gegenseitig mit Covid-19 Angst gemacht, als gäbe es keine andere Seuche, die Menschen tötet: Aids, tötet, Krebs tötet, Autounfälle töten viele Menschen." Ansonsten sei in Tansania bislang noch nichts Schlimmes passiert, und durch den Glauben an Gott gehe die Seuche vorbei wie ein böser Geist. Die Opposition kritisierte die Rede und forderte, wie in Uganda, Ruanda und Kenia Gottesdienste zu untersagen.
"Coronavirus in Tansania: Der gottgläubige Präsident"
TAZ vom 1.4.2020
Rückreise aller Weltwärts-Freiwilligen
Angesichts der sich stetig verschärfenden Situation um die weltweite Ausbreitung des Corona Virus hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Rücksprache mit dem Auswärtigen Amt alle im Ausland befindlichen Freiwilligen nach Deutschland zurückgeholt.
Weitere Infos auf der Homepage von Weltwärts
Ausreisegenehmigung für Tansanier nur noch in dringenden Fällen / Einreisestopp der EU
Tansanier dürfen nur noch in nachweislich dringenden Fällen das Land verlassen. Dies gilt auch für Mitglieder der Regierung. Durch die Schließung der EU-Grenzen können bis Ende April aber sowieso keine Tansanier mehr nach Deutschland oder Österreich einreisen.
Quelle: https://www.bagamoyo.com/
Hinweis
Verfügen Sie über eigene neue Informationen zur aktuellen Corona-Situation in Tansania? Oder sollten an den o.a. Infos Korrekturen vorgenommen werden? Bitte teilen Sie uns dies mit. Herzlichen Dank vorab!