Tansania

Einführung des Austauschprogramms "Karibu" und eines Facebook-Auftritts

Liebe Mitglieder und Freunde unseres Vereins,  

Zum Einen freuen wir uns Ihnen und Euch unsere neue Facebook-Seite präsentieren zu können. Diese ist ab sofort unter dem Link https://www.facebook.com/SolidaritaetWaisen zu erreichen.

 

Zudem möchten wir nun offiziell die zweite Bewerbungsrunde für unser Austauschprogramm "Karibu" einleuten.

Nachdem unser Mitglied Maximilian bereits ein halbes Jahr in Tansania bei den Schwestern verbracht hat, möchten wir nun auch anderen engagierten jungen Leuten die Möglichkeit geben, sich für die tansanischen Waisenkinder vor Ort einzusetzen.

Wir bieten den Interessenten nicht nur einen vielseitigen und abwechlungsreichen Auslandsaufenthalt in Afrika, der durch die Theresienschwestern in Tansania sowie uns in Deutschland erstklassig betreut wird, sondern geben ihnen zudem die Möglichkeit, eigene Projekte umzusetzen und kreativ zu werden.

Nähere Details entnehmen Sie/entnehmt Ihr unserer Broschüre: http://issuu.com/solidaritaet/docs/karibu2012?mode=window&backgroundColor=%23222222

Wer nun Lust bekommen hat, sich für ca. sechs Monate vor Ort zu engagieren, der ist herzlich willkommen, sich ab sofort bei uns zu bewerben.

Für jegliche Fragen stehen wir natürlich immer gerne zur Verfügung.

Wir freuen uns auf Eure Bewerbung!

Euer Solidarität mit Waisen-Team

Interview mit der Leiterin des "Kashozi Hospitals"

Maximilian hatte während seines Aufenthalts in Tansania die Möglichkeit, das "Kashozi-Hospital" zu besuchen, welches von den Schwestern vor Ort geleitet wird und nur 5 Minuten von ihrem Konvent in Naigando entfernt liegt. Das „Kashozi Hospital“ wurde 1912 von einem holländischen Nonnenorden gegründet und befindet sich nun in der Hand unserer St. Therese Schwestern. Leiterin des Hospitals ist seit 2006 Sr. Flora Mchaki, welche Maximilian während seines Freiwilligen-Aufenthalts in Tansania interviewen durfte:

Wie sind Sie zu den St. Therese Schwestern gekommen?

Ich bin sehr jung in den Orden der St. Therese Schwestern eingetreten - im Alter von 14 Jahren. Ich fühlte in meinem Herzen, dass dies die richtige Entscheidung für mich ist. Zudem bekam ich viele hilfreiche Ratschläge von meinen Eltern und Familienangehörigen, die allesamt katholisch sind.

Wie sind Sie Ärztin und anschließend Leiterin des „Kashozi Hospital“ geworden?

Im Alter von 25 Jahren machte ich die Ausbildung zur Krankenschwester, welche mir vom Orden gezahlt wurde. Nach Abschluss der Ausbildung, arbeitete ich in vielen Krankenhäusern in Tansania bis ich 2006 von der Diözese zur Leiterin des „Kashozi Hospital“ ernannt wurde.

Wie viele Patienten empfangen Sie pro Tag?

Es kommen am Tag ca. 20 Patienten, die meistens mit Malaria, Erkältungen und Infektionen zu uns. Obwohl wir unser Bestes tun, die Medikamente so kostengünstig wie möglich bereit zu stellen, können sich viele ärmere Patienten die notwendige Behandlung nicht leisten. Wenn wir sicher sein können, dass der Patient wirklich nicht die finanziellen Mittel aufbringen kann, versuchen wir ihm zumindest die grundlegenden Medikamente kostenlos bereitzustellen. Einige Patienten gehen ansonsten in das nur 5 Minuten entfernt gelegene Konvent der St. Therese Schwestern in Nyaigando, um dort Geld für die Behandlung zu erbitten.

Wie finanziert sich das Krankenhaus?

Wir bekommen leider keine staatliche Subventionen und finanzieren uns daher rein aus dem Erlös der Behandlung von Patienten. Wir möchten viel mehr Menschen helfen, jedoch bleibt am Ende des Monats kaum Profit, den wir in die Erweiterung neuer Krankensäale oder in den Einkauf neuer Medikamente investieren können.

 

Es sind diese Beispiele der Aufopferung für benachteiligte, arme und kranke Menschen, die auch uns von „Solidarität mit Waisen“ motivieren und inspirieren, unseren Beitrag für die AIDS-Waisen in Tansania zu leisten und die St. Therese Schwestern bestmöglich in ihrer täglichen Arbeit vor Ort zu unterstützen.

Neues vom Memory-Book: Follow Up Seminar

Wie Maximilian bereits in seinem Artikel " Teil 14" berichtet hat, wurde unter seiner engagierten Mithilfe im März 2012 das erste Memory-Book Seminar von den Schwestern durchgeführt.Nun fand am Dienstag, den 15. Mai 2012 mit 12 Teilnehmern das darauf aufbauende Nachbereitungsseminar statt, in welchem die Eltern über erste Erfahrungen mit der Umsetzung des Memory-Books berichteten.

Die Rückmeldungen haben alle Überwartungen übertroffen. Von den 12 Teilnehmern hat jeder bereits angefangen, sein Memory-Book zu schreiben. Die Eltern waren von der Idee zudem so begeistert, dass sie ihren Freunden zu Hause sofort davon erzählt haben. Von den Teilnehmern waren auch einige Dorfvertreter dabei, die auf ihren Meetings die Idee vom Memory-Book weitereicht haben.

Damit die Kinder den Inhalt des Memory-Books besser verstehen können, werden die Eltern dazu angehalten, das Buch mit ihrer eigenen Lebensgeschichte zu beginnen. Diese allgemeinen Informationen niederzuschreiben, hat für die Eltern kein Problem dargestellt, sondern im Gegenteil zu einer Reflexion über das eigene Leben angeregt.

Als es jedoch darum ging, wer sich nach dem eigenen Tod um die Kinder kümmert, wurde es für die Eltern emotional sehr schwierig. Die Eltern waren nicht in der Lage, die passenden Worte zu finden und in ihrem Memory-Book niederzuschreiben. So gaben die Schwestern den Rat, dass jeder bis zum nächsten Mittwoch einen Beispiel-Text formulieren soll, in dem nicht die richtigen Namen der Kinder verwendet werden. Dies sollte den Eltern helfen, dass ihnen das Schreiben leichter fällt. Zudem konnten die Eltern dann in der nächsten Woche ihre Texte gemeinsam besprechen und somit durch das Gruppengefühl an Kraft und Sicherheit gewinnen, um ihr eigenes Memory-Book für ihre Kinder fertigzuschreiben.

Das Frauenbild in Tansania

Ein Bericht von Maximilian Musiol: Die Rolle der Frau in der Gesellschaft ist in Tansania noch sehr konservativ geprägt. Grundsätzlich hat der Mann in einer Beziehung mehr Rechte und ist höher gestellt. Die Frau kümmert sich um den Haushalt und die Kinder. Nachdem viele Familien meistens noch ein Stück Land zur Bewirtschaftung besitzen, fällt auch diese Aufgabe der Frau zu. Denn der Mann versucht sein Glück häufig in der Stadt und arbeitet beispielsweise als Taxi-Fahrer, verkauft Zeitungen oder Getränke und versucht somit etwas Geld zu den meist spärlichen Erträgen aus Viehzucht und Landwirtschaft beizutragen.

Die Bildungschancen

In Tansania ist der Besuch der Grundschule kostenlos, auch wenn der Unterricht in staatlichen Schulen zumeist unter katastrophalen Bedingungen stattfindet – unterbezahlte Lehrkräfte, schlechtes Schulmaterial und teilweise Klassenzimmer mit über 50 Kindern. Der Besuch der weiterführenden Schule (Secondary-School) muss zudem von den Familien selber getragen werden. Sehr viele Familien versuchen ausreichend Geld aufzutreiben, um ihre Kinder auf eine Privatschule zu schicken, die wesentlich höhere Schulgebühren verlangt aber qualitativ deutlich besser ist als die staatliche. Doch das schafft leider nur ein Bruchteil der Bevölkerung. Besonders auf dem Land wird bei dieser Entscheidung zudem der Sohn der Tochter vorgezogen, da die Mädchen häufig im Haushalt und auf dem Feld helfen müssen.

Zahlreiche Studien zeigen: Der Besuch einer weiterführenden Schule stärkt das Selbstbewusstsein der Frau und schützt sie dadurch gegen eine zu frühe Verheiratung und trägt dazu bei, dass diese Frauen seltener erkranken.

Gewalt gegen Frauen

Alkoholsucht ist in Afrika ein großes Problem. Betroffen sind besonders Männer, die unter starker Arbeitslosigkeit leiden oder nur extrem schlecht bezahlt werden. Der Alkohol ist hier selbst für Afrikaner sehr günstig zu erhalten, da er häufig auf dem eigenen Feld mit vergorenen Bananen hergestellt werden kann.

Die Frustration des Mannes wird dann nicht selten an der Frau ausgelassen. Häufig wird sie geschlagen und hat dann meistens nicht die finanziellen Mittel, sich in einem Krankenhaus behandeln zu lassen. Nachdem die Frau dem Mann aber untergestellt ist, wird die Misshandlung meistens verschwiegen und tritt nicht an die Öffentlichkeit.

Trunkenheit und Frustration zählen auch zu den Hauptfaktoren für zahlreiche  Vergewaltigungen. Der Mann versucht dadurch für kurze Zeit ein Stück seiner Macht und Männlichkeit zurückzuholen, um endlich bestimmen zu können wo es lang geht. Im schlimmsten Fall wird das Opfer mit AIDS infiziert. Viele Frauen und Männer schämen sich zu sehr oder haben zu große Angst vor dem Resultat um einen Arzt aufzusuchen und sich einem Test unterziehen zu lassen. Somit können die Folgen einer Vergewaltigung über die Tat alleine hinausreichen.

Hiermit geht der Teufelskreis der AIDS-Übertragung weiter: Falls sich entweder  der Täter oder das Opfer, ohne es zu wissen, infiziert hat, wird durch diese die Krankheit an den eigenen Partner zu Hause weitergeben.

Die Schwestern

Nonne zu sein bedeutet im Kontext von Gewalt und Bildungschancen ein großes Maß an Sicherheit. Die jungen Mädchen werden im Alter von ca. 16 Jahren in den Schwestern-Orden aufgenommen und unterziehen sich zunächst einer intensiven Ausbildung in Religion und der Bibel. Wenn sich die Novizinnen in ihrem Glauben und Engagement an den Orden bewiesen haben, können sie nach 4 Jahren zu einer richtigen Schwester werden.

Neben der religiösen Ausbildung ist Englisch heutzutage Pflichtunterricht in der Ausbildung und einigen Schwestern wird sogar ein Studium in den USA oder in Europa finanziert.

Obwohl in Bukoba einige Muslime leben und es sogar eine Moschee gibt, dominiert mit großem Abstand der christliche Glaube in der Bevölkerung. Die Schwestern genießen somit aufgrund ihrer Bildung und Hingabe an Gott einen großen Respekt bei den Menschen.

Politische Ebene

Auf politischer Ebene kämpfen die Frauen seit 1962 in der Frauenrechtsorganisation UWT (Vereinigte Frauen Tansanias) für ihre Gleichberechtigung. Die UWT wurde 1962 als Teil der sozialistischen Regierungspartei von Julius Nyerere gegründet und findet steten Zuwachs.